Chronik
Zu
den Ereignissen in Naumburg an der Saale 1918 - 1945
Siehe
auch Zur Geschichte
der Erwerbslosigkeit, Arbeitslosenversorgung und -vermittlung
1918
10. April
Einweihung des
Oberlyzeums und Lyzeums am Kaiser-Friedrich Platz (Heinrich-von-Stephan-Platz)
durch Oberbürgermeister Dietrich.
8. November
"Die Revolution begann hier am 8. November abends", schreibt
Bürgermeister Karl Roloff am 5. September 1919 an das Reichsinnenministerium.
"Am folgenden Tag wurden Plünderungen angedroht. Unsere Polizeiexekutive
war nur 15 Mann stark. Wir erbaten deshalb vom Soldatenrat ein etwa
50 Mann starkes Kommando von Soldaten mit Führern
"
9. November
Arbeiter- und Soldatenrat übernimmt (formal) die Macht in Naumburg
13. November
Volksversammlung in der "Reichskrone"
16. November
Lehrerrat mit Ernst Heinrich Bethge tagt im Hotel "Schwarzes Roß"
(Gr. Wezelsstrasse 21)
19. November
Der Magistrat Naumburg beschließt für jeden der 44 ausgesuchten
und zum Polizeidienst geeigneten Männer eine Mehrlöhnung von
3 RM, wenn sie beritten und ständig zur Verfügung stehen. Der
Soldatenrat stellt das Kommando. Ihre Anwerbung erfolgt ohne Rücksicht
auf ihre politische Gesinnung. Sie beziehen ein Monatsgehalt von 275 bis
300 RM.
1. Dezember
Arbeiter- und Soldatenrat gibt den 8-Stunden-Tag bekannt
2. Dezember
Gründung der DNVP-Ortsgruppe
10. Dezember
Der Vorsitzende des Rates der Volksbeauftragten Friedrich Ebert (SPD)
äußert sich vor dem Brandenburger Tor zum Ende des Krieges
mit den Worten: "Eure Opfer und Taten sind ohne Beispiel. Kein Feind
hat Euch überwunden. Erst als die Übermacht der Gegner an Menschen
und Material immer drückender wurde, haben wir den Kampf aufgehoben
. Erhobenen Hauptes könnt ihr zurückkehren."
18. Dezember
Gründung der Demokratischen Partei
27. Dezember
Parade des Feldartillerie Regiments Nr. 55 aus Anlass ihrer Heimkehr aus
dem Krieg. Anschließend Festzug durch die Stadt mit herzlicher Begrüßung
durch die Bevölkerung. - Dann Auflösung des Regiments.
1919
Gertrud
Hermes gründet die Volkshochschule Bad Kösen.
Gründung
des Weinbau-Instituts als Zweigstelle der Biologischen Reichsanstalt mit
Doktor Carl Börner (1880-1953) als Direktor
2. Januar
Hauptmann Freiherr von Hiller und Unteroffizier Schleitzer, Mitglieder
des Arbeiter- und Soldatenrates des Feldartillerieregiments 55, rufen
die Männer von Naumburg auf in das 2. Thüringische Feldartillerie-Regiment
Nr. 55 einzutreten. Es sollen zwei Batterien für die Division des
Generals von Reizenstein aufgestellt werden. Bedingung ist Gehorsamkeit
gegenüber dem Vorgesetzten. Neben freier Verpflegung und Kleidung
gibt es mindestens 30 RM Sold pro Monat. Erklärte Aufgabe ist
die Stützung der Regierung.
7. Januar
"Man überliefert das ganze Deutsche Reich den Feinden, und wir
stehen jedem Einbruch, jeder Gebietsbesetzung vollständig wehrlos
gegenüber. Elsass-Lothringen ist fort
", klagt die Deutschnationale
Volkspartei in Naumburg. "Wo sind unsere Kolonien, wo unsere Flotte?
Wo unsere Eisenbahnwagen, wo unsere Kraftwagen?"
8. Januar
Das Armeeverordnungsblatt Nr. 8 stutzt die Arbeiter- und Soldatenräte
zu willenlosen Werkzeuge in der Hand der Offiziere zu recht.
12. Januar
Demonstration für eine "sozialistische Republik". Im Zug
werden Transparente mit der Aufschrift "Wir wollen Arbeit!"
mitgeführt.
15. Januar
Arthur Graf von Posadowsky-Wehner hält in der Reichskrone
auf einer öffentlichen Volksversammlung Über die heutige
Lage und die Aufgaben der Zukunft eine historische Rede, ein ernsthafter
und ehrlicher Versuch der Abrechnung mit dem wilhelminischen System aus
konservativer Sicht.
19. Januar
Bei den Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung erringen MSPD,
Zentrum und DDP zusammen die absolute Mehrheit und bilden unter Philipp
Scheidemann (MSPD) eine Regierung. - Erstmals dürfen Frauen ihr Wahlrecht
wahrnehmen.
26. Januar
Landtagswahlen
11. Februar
Friedrich Ebert (SPD) wird zum Reichspräsidenten gewählt.
14. Februar
Arthur Graf von Posdaowsky-Wehner (Naumburg) übernimmt nach den Wahlen
zur Nationalversammlung den Fraktionsvorsitz der Deutschnationalen Volkspartei
und muss nun für die Konservativen die Karre aus dem Dreck ziehen.
Am 14. Februar hält er im Plenum der Versammlung die wichtigste Rede
seines Lebens.
22. Februar
Gründung der Naumburger Schaubühnen G.m.b.H. als
Unternehmen, das in der Reichskrone (Bismarck- / Theaterplatz)
künstlerisches geleitetes Theater anbietet.
24. Februar
Eine Konferenz der mitteldeutschen Bergarbeiter in Halle beschliesst die
Durchführung des Generalstreiks.
Die Sozialdemokraten
beenden in Naumburg ihre Tätigkeit im Arbeiter- und Soldatenrat.
25. Februar
"Durch
Anschlag auf den Straßen wurde heute früh bekannt, dass nachts
fünf Uhr der Generalstreik für Naumburg angeordnet worden ist.
.
Als Zweck des Ausstandes wird angegeben: der Rücktritt der jetzigen
Regierung und ferner im besonderem folgende Punkte:
1. Sofortige Zurückziehung des Regierungs-Ministererlasses Armee-Verordnungsblatt
Nr. 9 (Auflösung der A.[rbeiter] und S.[oldaten]-Räte betreffend)
2. Sofortige Zurückziehung der Regierungstruppen aus Gotha
"
Generalstreik in Naumburg.
Landrat Schele
fordert die ihm unterstellten öffentlichen Institutionen auf in den
Abwehrstreik zu treten, falls die Arbeitsniederlegung nicht bis morgen
Mittag 12 Uhr beendet wird.
26. Februar
Am Mittwochnachmittag beschließen die Deputierten in der "Reichskrone"
die Beendigung des Streiks. Dafür sprechen sich der Versammlungsleiter
Gustav Flöhl (SPD, Schriftsetzer) und der Maurer Rauchbach aus. Maler
Leopold Heinrich (Dompredigergasse 16) ist für die Fortsetzung des
Streiks.
27. Februar
Karl Roloff wird Bürgermeister.
März / April
Die Stadt stellt
eine Bürgerwehr auf.
2. März
Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung. Neues Wahlrecht! erstmals dürfen
Frauen ihr Wahlrecht wahrnehmen.
13. März
Auf Befehl von Leutnant Siegmund Czekalla aus Naumburg (Saale) in Berlin
eine Abteilung der 1. Schwadron des Freikorps Lützow den Rentner
Abrahamsohn aus der Holzmarktstrasse 61 und den Klempnermeister Wallmann
aus der Holzmarktstrasse 5 durch erschiessen hin. Czekalla stand unter
Befehl von Rittmeister a.D. Friedrich Wilhelm Oertzen (1898-1944). Bei
Abrahamsohn und Wallmann hatte man bei der Hausdurchsuchung Waffen gefunden.
23. März
Wahlen zum Arbeiter- und Soldatenrat; Bürgermeister Roloff wird Vorsitzender.
18. Mai (Sonntag)
Auf dem Markt findet eine mächtige Kundgebung gegen den Vernichtungsfrieden
statt. General von Röhl sagt in seiner umjubelten Rede: "Unannehmbar!
ist dieser Friedensvertrag. So tönt es durch ganz Deutschland von
Nord zu Süd, von Ost zu West in tausenden Protestversammlungen aus
vielen treuen deutschen Herzen. Unannehmbar." Ein "brutaler
Gewaltfrieden". Worte wie von der "Schuldknechtschaft",
"Preisgabe unserer Ehre" fallen in der von der Demonstration
verabschiedeten Entschließung. Über die wirklichen Ursachen
des letzten Weltkrieges spricht fortan die Schule nicht.
Frühsommer
Die politische Stimmung schlägt in militanten Nationalismus um.
Juni
Schon der fünfte Sommer ohne Kirschfest!
13. Juni
Beerdigung
von Rosa Luxemburg. Die Arbeiter treten in Zeitz und anderen Bergarbeiterorten
treten in einen vierundzwanzigstündigen Generalstreik.
August
Seit 1907 besteht in Ulmenweiler bei Metz eine ständige Außenstelle
der Kaiserlichen Biologischen Anstalt für Land- und Forstwirtschaft.
Sie widmet sich vor allem der Reblausforschung. Im Krieg muss sie abgebrochen
werden. 1919 nimmt in einem behelfsmäßigen städtischen
Gebäude der Stadt Naumburg (Saale) die neue Zweigstelle unter der
Leitung von Oberregierungsrat Prof. Doktor Carl Börner seine Tätigkeit
auf.
30. August
Am Abend lädt die USPD mit Albert Bergholz (1892-1957) als Redner
zur Versammlung in die Reichskrone ein. Er spricht über die
politische Lage, warnt vor Verhetzung der Massen und lehnt die Putsch-Politik
ab. Der Referent, beobachtete das Naumburger Tageblatt, bemühte
sich um Sachlichkeit und Ruhe. In
der Diskussion soll ein Vertreter der KPD in "wüstester Weise
zum Mord und Bürgerkrieg" aufgefordert haben. "Der Herr
konnte zwar noch nicht einmal deutsch sprechen, aber das hinderte [ihn]
nicht, dass seine schädlichen Ausbrüche teilweise Beifall fanden".
Die Mehrzahl der Anwesenden, schreibt die Zeitung, lachte über diese
Rede.
5. September
"Während
die Zahl der Verbrechen, Vergehen und Übertretungen gegen die Person,
das Eigentum und die öffentliche Ordnung, die Sittlichkeit sowie
der sonstigen, die öffentliche Sicherheit störenden Handlungen
im Jahre 1913 hier im ganzen 1 100 betrug, sind solche Handlungen hier
in der Zeit vom 1. August 1918 bis 1. August 1919 im ganzen 1 555 verzeichnet."
(Bürgermeister Roloff 5.9.1919)
19. September
Ernst Heinrich Bethge wird ehrenamtlicher Stadtrat der SPD.
12. Oktober
Max Klinger
(Großjena) heiratet Gertrud Bock.
18. November
Geburt der Dolchstoß-Legende (Hindenburg)
Treffen der Naumburger
KPD Anhänger im Restaurant "Feldschlößchen"
(Spechsart)
Gründung eines
Naumburger Orchesters. Es gibt 1920/21 in der "Reichskrone"
viel besuchte Konzerte.
1920
27.
Januar
Zu Kaiser` Geburtstag flaggen die Reichswehrtruppen Schwarz-Weiss-Rot
und halten eine Parade wie zu Wilhelms-Zeiten ab.
2. Februar
Der Magistrat ordnet durch Bekanntmachung an, dass die Mietpreise mit
Stand 1. Juli 1914 einen Aufschlag von 20 Prozent erhalten.
7. Februar
Große Aufregung herrscht in großen Teilen der Öffentlichkeit
über die Forderung (Note) der Entente Staaten nach Auslieferung
deutscher Kriegsverbrecher. Sie übergeben der deutschen Regierung
eine entsprechende Liste. Die Anklage bezieht sich vorallem auf die Politik
der verbrannten Erde. Unter den Kriegsverbrechern auch der in Naumburg
bei vielen Bürgern beliebte August von Mackensen. Um die Auslieferung
deutscher Militärs und Politiker an die Allierten kommt es zum Konflikt,
der die Wellen der Erregung schlagen hoch. Gottfried Traub (1869-1956),
ein Freund von Georg Schiele (Naumburg), berichtet von 8 000 für
Offiziere an allen möglichen Orten Deutschlands bereitgestellten
Quartieren. Bewaffnete Stosstrupps sollen die Ferienkinder vor
dem Zugriff der Allierten schützen.
9. Februar
"Das Notgeld von der Stadt Naumburg wurde vollständig von Sammlern
aufgekauft, so dass die Stadt, wenn auch der Kleingeldmangel nicht behoben
ist, nach Abzug der Unkosten an dem Hussitengeld rund eine Million Mark
verdiente."(Voralberger Tagblatt, Bregenz, den 9. Februar 1920)
9. März
Major Freiherr von Seebach beim Appell vor dem Kadettenhaus: "Die
Kadetten sind entlassen."
16. bis
20. März
Naumburg im Bürgerkrieg - Abwehr des Kapp-Putsches
Doktor med. Georg
Schiele (DNVP) aus Naumburg beteiligt sich in Berlin am Kapp-Putsch.
14. März
Bürgerwehr formiert sich in Kooperation mit der Reichswehr.
15. März
Versammlung in der Reichskrone. Beschluss: Politischer Streik
gegen die Kapp-Regierung in Berlin.
Wahl eines Aktionsausschusses,
der sich im Goldenen Hahn stationiert.
Demonstration auf
dem Markt.
Der Aktionsausschuss
stellt Oberbürgermeister Dietrich zur Entwaffnung der Einwohnerwehr
(Bürgerwehr) ein Ultimatum.
12.00 Uhr Walter Fieker
spricht vom Marktbrunnen zu den versammelten Bürgern. Es sind (wahrscheinlich)
überwiegend Arbeiter. Anschließend redet Buchhändler Paul
Heese (Naumburg).
16. März
Die Entwaffnung der Bürgerwehr durch den Aktionsausschuss
gelingt nicht.
Aus Richtung Bad Kösen
rückt die Reichswehrbrigade XVI unter Major Wiesner über den
Domplatz, die Linden- und Herrenstraße auf dem Markt vor. An der
Ecke Marienstraße / Markt installiert sie ein Maschinengewehr. Nach
Vorwarnung schiesst die Truppe. Ein Toter und acht, zum Teil schwer Verletzte.
17. März
In Berlin gilt der Kapp-Putsch als gescheitert.
Die vom Aktionsausschuss
in Naumburg geführten Bürger besorgen sich in den umliegenden
Dörfern Waffen. Sie werden in einer Scheune in der Lehmgrube am Kalten
Hügel gelagert. Einige nehmen die Waffen mit nach Hause.
19. März
gegen 10.00
Uhr: Eintreffen (wahrscheinlich aus Weimar kommend) der Radfahrkompanie
der Reichswehr.
Kämpfe zwischen
Reichswehr sowie Einwohnerwehr einerseits und den Gruppen des Aktionsausschusses
andererseits, um die Lehmgrube am Kalten Hügel, die sich über
die Seminarstraße, Neuengüter, Moritzwiesen bis zum Oberlandesgericht
fortsetzen.
Heftige Kämpfe
um die Tanne in Bad Kösen unter Beteiligung der Gruppe
Fieker. Neun Tote und 30 Verwundete. Viele Verhaftungen. Allein in Bad
Kösen 27 Personen (ganz überwiegend Arbeiter).
20. März
Strategische Schienensprengung auf der Eisenbahnstrecke zwischen Freyburg
und Naumburg durch einen Bürger aus Freyburg.
Walter Hege, geboren
am 12. November 1893 in Naumburg, legt seien Gesellenprüfung als
Fotograf ab.
21. März
"Neben dem Gefängnis sind nach dem Abzuge der Reichswehr in
der Stadt Naumburg aber auch noch mehr als 50 Militärgebäude,
die zum Teil einen sehr wertvollen Inhalt bergen, zu schützen.
.
Hierzu, und um noch einen notdürftigen Schutz der Stadt im Allgemeinen
zu gewährleisten, sind aber mindestens 2 Hundertschaften erforderlich."
(Roloff 21.3.1921)
22. März
Aktionsausschuss beschließt die Wiederaufnahme der Arbeit.
Lockerurng der Bahngleise
zwischen Dieskau und Gröbers. Gegen 10 Uhr abends entgleisten drei
Wagen, der Postwagen und die Lokomotive eines D-Zuges.
23. März
Anschlag auf das Gerichtsgebäude
auf Freiburg an der Unstrut. Eine Person wurde verletzt. Die Bombe richtet
grossen Schaden an.
April
Es organisiert
sich der Verein deutscher Flüchtlinge mit den Bürgern
aus den deutschen Ostgebieten.
16. April
Staatssekretär
a.D. Graf Posadowsky-Wehner hat den Merseburger Verband der Deutschnationalen
Partei (DNVP) gebeten, von seiner Wiederaufstellung als Kandidat zur Nationalversammlung
Abstand zu nehmen. Damit missbilligt er die Haltung der DNVP im Kapp-Putsch
und zieht die Konsequenzen. ("Freiheit", Berlin, 16.4.1920)
Frühjahr
Gründung der KPD-Ortsgruppe. (Quellenlage äusserst schwierig.)
Vom 28. April bis
1. Mai 1920
tagte in Naumburg
der Deutsche Mietertag. Angereist waren 129 Vertreter aus 89 Städte
und Dörfer. Ziel war der Zusammenschluss des Allgemeinen Mieterverbandes
(Berlin) mit dem Bund Deutscher Mieter (Dresden). Bedingt durch die verbreitete
Wohnungsnot nach dem Krieg, hofften besonders die lohn- und gehaltsabhängigen
Schichten auf die Unterstützung durch die Mietervereine. Aus der
Arbeiterbewegung kamen immer wieder Forderung nach Sozialisierung des
Bodens und der Schaffung eines öffentlichen Wohnungsbaus. Dem stand
der erst im Februar 1920 gegründet und beachtliche 200 000 Mitglieder
zählende Allgemeine Deutscher Mieterbund offen gegenüber. Der
Zusammenschluss gelang. Gemeinsam wollen sie gegen den Mietwucher kämpfen.
1. Mai
Erster Mai - Ehrentag der Arbeiter. Polizeibericht
über "Die Maifeier": Vormittags machten die Schriftsetzer
und Kommunisten mit einer kleinen Musikkapelle einen Ausflug nach Wethau,
Schönburg, Neue Welt und Schellsitz. Rückkehr: 11 ¼ Uhr
und Auflösung des Zuges auf dem Markt. Nachmittags 2 Uhr öffentliche
Versammlung auf dem Kaiser-Friedrich-Platz (heute Heinrich von Stephan-Platz).
Teilnehmerzahl: 2 000 bis 2 500 Personen.
Kranzniederlegung
der Kommunistische Arbeiterpartei, Ortsgruppe Naumburg an der Saale
für die im Kapp-Putsch Gefallenen.
5. Mai
Um 8 Uhr abends in der Reichskrone Versammlung mit Genossen Albert
Bergholz (USPD) zu den Ereignissen in Kapp-Stadt (Naumburg). Am
13. März (1920) nahmen die Arbeiter die Waffen in die Hand, um die
"Regierung wieder aufzurichten", sagte der Redakteur des Volksboten
(Zeitz). Der Referent verurteilt scharf das Verhalten des Naumburger Oberbürgermeisters.
Angeblich erhielt dieser wegen der März-Toten durch seinen
Dienstvorgesetzten ein Disziplinverfahren.
6. Mai
Bürgermeister
Karl Roloff: "Am
6. Mai 1920 [siehe Chronik 31. Mai 1920] beginnen hier die Schwurgerichtsverhandlungen
wegen der gelegentlich des Generalstreiks 1919 in Zeitz usw. begangenen
Aufruhr- und Landesfriedenbruchs-Verbrechen, wozu etwa 200 Zeugen geladen
sind.
Diese Verhandlungen
werden mehrere Wochen dauern.
Im hiesigen Gerichtsgefängnis
befinden sich gegenwärtig annähernd 400 Gefangene, darunter
viele politische, deren sofortige Befreiung von den Radikalen fortgesetzt
gefordert wird.
Hinzu kommt noch,
dass die Reichstagswahlkämpfe sich hier voraussichtlich sehr heftig
gestalten werden.
Diese Verhältnisse
lassen u. E. vorbeugende Maßnahmen unbedingt notwendig erscheinen
und zwar nicht nur für den 1. Mai
[handschriftliche Einfügung],
sondern bis auf weiteres.
Deswegen bitten wir
das Garnisonkommando ergebenst und dringend, dahin wirken zu wollen, daß
die Stadt nicht wieder, wie Mitte März, von Truppen fast völlig
entblößt wird." (Die Polizeiverwaltung, 22. April 1920)
Eröffnung der
Stabila (Staatliche Bildungsanstalt) in der ehemaligen Kadette.
Einführung von Doktor Güsso in das Amt des Anstaltsleiters.
14. Mai
Friedrich Muck-Lamberty bricht von Stadt Hartenstein (Erzgebirge) nach
Kronach (Franken) zum Pfingsttreffen des Wandervogels auf. Hier
schliessen sich ihm etwa fünfundzwanzig Jugendliche an und unternehmen
als Neue Schar eine Wanderung durch Franken und Thüringen.
Pfingsten
In Naumburg trifft sich der Deutsche Pfadpfinderbund.
Friedrich Muck-Lamberty
nimmt am Treffen in Kronach vom 17. bis 26. Mai 1920 teil. Gründung
des Kronacher-Bundes.
27. Mai
Abends 8 Uhr spricht in der Reichskrone Genossen Müller aus Leipzig.
Es war vielleicht die erste KPD-Versammlung in der Stadt Naumburg.
31. Mai
In Naumburg beginnt unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Hagen
der Schwurgerichtsprozess gegen 45 Angeklagte. Der Zeitzer Landesfriedensbruchprozess
ist von erheblicher politischer Wirkung auf Naumburg.
6. Juni
Reichstagswahlen
2. Juli
Urteil im Zeitzer Landfriedensbruchprozess. Die am großen
mitteldeutschen Streik beteiligten Zeitzer Arbeiter werden laut Reichstagsabgeordneten
Fritz Kunert (Rede vom 30. Juli 1920) zu insgesamt 54 Jahren Gefängnis
und 80 Jahren Zuchthaus verurteilt.
4. Juli
Max Klinger
stirbt in seinem Landhaus Großjena
10. und 11. Juli
25. Turnertag
des Nordthüringer Gaus in Naumburg
21. Juli
Das Gewerkschaftskartell lädt 8 Uhr abends in die "Reichskrone"
zur "Große(n)
Protestversammlung gegen das Naumburger Schandurteil über die Märzopfer"
ein.
28.
Juli
Friedrich Muck-Lamberty spricht im Volkshaussaal von Jena über
Die Revoluition der Seele - Zusammenbruch des Alten und Empörung
der Jugend.
29. Juli
Beurlaubung von Oberbürgermeister Dietrich wegen der Vorfälle
während des Kapp-Putzsches im März 1920.
20. August
Durch die Polizei von Naumburg festgestellte
Parteianhänger: USPD 4 400, KPD 150, VKPD 25.
1. Oktober
Erich Becker wird Direktor des Krankenhauses. Sein Jahresgehalt beträgt
20 000 Reichsmark nebst 50 Prozent Teuerungszulage.
23. / 24. Oktober
Bundesvertretertag des Wandervogels e.V. in Naumburg
November
Ankündigung der Hussiten-Geld-Serie durch den Magistrat.
1921
Der Vaterländische
Frauenverein schafft eine Waldliegehalle.
Otto Wolf leitet die
FAUD-Ortsgruppe (Freie Arbeiter-Union Deutschland).
Umbau des Rathauses
unter Leitung von Friedrich Hoßfeld.
Professor Johannes
Hartmann schafft auf dem Weinberg in Großjena die Grabstätte
von Max Klinger (1857-1920).
Februar
Die Kommunisten
verteilen Flugblätter. Sie fordern, dass man Familien aus Wohnungen,
die für sie zu groß sind, zwangsweise entfernt. Hernach sollen
Unterversorgte hineingesetzt werden. "So macht man es nämlich
in Russland", kontern die Deutschnationalen, "und Russland ist
ja unser Vorbild."
7. Februar
Regierungspräsident
von Campe spricht auf einer DVP-Versammlung im Ratskeller.
7./8. Februar
Sipo Aktion gegen Naumburger und Bad Kösener VKPD-Mitglieder. In
den Morgenstunden umstellt sie Wohnhäuser, nimmt Verhaftungen vor
und kontrolliert (Betriebs-) Ausweise von Leuna.
16. Februar
Gottfried Rublack tritt als Vorsitzender des Gewerkschaftskartells Naumburg
zurück.
17. Februar 1921
Die Neue Schar
verlässt mit Friedrich Muck-Lamberty die Leuchtenburg bei Kahla.
18. Februar
Oberstleutnant Duesterberg (Halle), Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei,
spricht auf einer DNVP-Versammlung im Ratskeller (Naumburg).
19. Februar
Öffentliche Versammlung mit dem Redakteur Georg Schumann aus Halle
in der Reichskrone zum Thema: "Sozialismus oder Untergang
in die Barbarei".
3. März
Verhandlung vor dem Landgericht Naumburg gegen Karl Teller (geboren 1888)
wegen Beleidigung des Naumburger Richterstandes. Der Sozialdemokrat hatte
im "Naumburger Tageblatt" eine Anzeige zur "Große(n)
Protestversammlung gegen das Schandurteil der Naumburger Strafkammer vom
15. Juli [1920]" geschaltet. Der Staatsanwalt beantragt eine
sechsmonatige Gefängnisstrafe. Das Gericht hält, weil der Angeklagte
nicht vorbestraft ist, eine Geldstrafe in Höhe von 600 RM für
ausreichend.
Am gleichen Tag erfolgt
die Gerichtsverhandlung gegen die Redakteure Paul Lenzner und Albert Bergholz
vom "Volksboten" (Zeitz), weil sie den Zeitzer Landfriedensbruchprozess
(Urteil 2. Juli 1920) als Klassenjustiz bezeichneten. Wegen
öffentlicher Beleidigung erkennen die Richter auf drei Monate Gefängnis
für Lenzner und ein Monat Gefängnis für Bergholz.
10. März
Wiederwahl von Gottfried Rublack (SPD) zum Vorsitzenden des Gewerkschaftskartells
von Naumburg.
20. März
Erster Gedenkmarsch der Arbeiter zu Ehren der Opfer der Märzgefallenen
von 1920.
13. März
Anschlagsversuch
auf die Siegessäule in Berlin.
21. März
Karl Roloff (Bürgermeister): "Neben dem Gefängnis sind
nach dem Abzuge der Reichswehr in der Stadt Naumburg aber auch noch mehr
als 50 Militärgebäude, die zum Teil einen sehr wertvollen
Inhalt bergen, zu schützen.
. Hierzu, und um noch einen notdürftigen
Schutz der Stadt im Allgemeinen zu gewährleisten, sind aber mindestens
2 Hundertschaften erforderlich."
3. März
Streik der Leuna-Arbeiter. Bewaffnete Kämpfe im Leuna-Werk mit Beteiligung
von Naumburger Arbeitern.
30. März
Lockerung der Gleise auf der Eisenbahnbrücke in Mertendorf.
"Am 15. April
[1921] begann das Sondergericht Naumburg seine Verhandlungen, und fast
Tag um Tag bis zum 14. Juli [1921] wurden an 43. Verhandlungstagen Schreckensurteile
gefällt. Es regnete Zuchthaus und Gefängnisstrafen." (Adolf
Leopoldt 1931) Es handelt sich hierbei (wahrscheinlich) um Urteile
gegen die Leuna-Kämpfer.
13. Mai
Otto Wolf (Moritzstraße 48) wird vom Landgericht Wittenberg wegen
Mitgliedschaft in einem bewaffneten Haufen während der Leuna-Kämpfe
zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
4.
Juni
Die Außenstelle der Biologischen Reichsanstalt für Land-
und Forstwirtschaft erhält von der Stadt Naumburg ein Grundstück
nebst Gewehrhaus und drei kleinen Nebengebäuden zur Pacht.
Es befindet sich im Südwestteil des ehemaligen Artilleriedepots in
der Weißenfelser Straße 57 a (1,28 ha). Die Nebengebäude
baut man zu Büros, Laboratorien und Privatwohnungen um. Im Frühjahr
1922 nimmt die Aussenstelle ihre Tätigkeit auf. Sie forscht zur Schädlingsbekämpfung
und zu den Krankheiten im Wein- und Obstbau. In den Laboratorien arbeiten
Mitte der zwanziger Jahre Prof. Doktor Carl Börner und Doktor Franz
Alfred Schilder (allgemeine Reblausbiologie), Doktor Rudolf Seeliger
und Doktor Gerhard Lorbeer (Reblauszüchtung), Doktor Hugo
Thiem (Reblausbekämpfung) und Doktor Oldwig Jahncke (Obstbauschädlinge).
20. Juni
Auf Beschluss
des Reichsausschusses der Erwerbslosen sollen in allen Orten Erwerbslosendemonstrationen
stattfinden.
22. Juni
Friedrich Muck-Lamberty wohnt bei Zeise-Gött in der Neidschützer
Straße. Das Grundstück befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft
zu den Hossfeld`s.
6. und 29. Juli
Versammlung der VKPD-Naumburg im Ratskeller-Saal. In der Zusammenkunft
diskutiert man über die Amsterdamer Gewerkschaftsinternationale
(28. Juli bis 2. August 1919; 17 Delegationen aus 14 Staaten
repräsentierten 18 Millionen Arbeiter; Ablehnung der Blockade von
Russland und Ungarn). Neubert benennt ein Polizeibericht als Vorsitzenden
der KPD-Ortsgruppe Naumburg.
21. Juli
Der von 1888
bis 1913 in Naumburg regierende Bürger- beziehungsweise Oberbürgermeister
Emil Kraatz, geboren am 25. November 1848, verstirbt in Berlin an einem
Herzleiden.
21. Juli und 9. August
Durch Gemeinderatsbeschluss
wird eine Verwaltung für Leibesübungen gebildet. Sie soll den
Kinder- und Jugendsport fördern. Sie wird im August 1932 aufgelöst.
24. August
Generalmajor Paul von Lettow-Vorbeck spricht in Zeitz. Bürger
begrüßen ihn mit Bluthund und Massenmörder.
Das Naumburger
Tageblatt berichtet über Werkabende mit der Bruderschaft Naumburg
a.S. des Jungdeutschen Orden.
1. September
"Unter
besonderen schwierigen Verhältnissen entstand das städtische
Krankenhaus, welches zwar schon 1915 begonnen wurde, 1921 aber erst fertiggestellt
werden konnte." (Friedrich Hoßfeld) Es verfügt über
86 Betten, davon fünfzehn Zwei-Bett-Zimmer, neun Einbett-Zimmer und
der Rest sind Sechs-Bett-Zimmer. Auf jeder Station befindet sich ein Badezimmer.
9. September
Gusto Gräser (1879-1958) bei Friedrich Muck-Lamberty in Naumburg
zu Gast. Schupo und Kriminalbeamte verhaften ihn.
29. September bis
1. Oktober
Musikfestspiele
in Naumburg
Oktober
Gründung der Stahlhelm-Ortsgruppe Naumburg
Kurt Steinbrück
aus dem Steinweg, geboren am 30. Oktober 1898, stellt im Herbst 1921 bei
der Industrie und Handelskammer Halle einen Antrag für die Zulassung
zur Meisterprüfung.
10. Oktober
Georg Schiele
aus Naumburg wurde in München verhaftet, berichtet das Salzburger
Volksblatt (Nummer 229, Seite 6).
21. Oktober
Der Magistrat der Stadt gibt 6 Stück einer Notgeldserie heraus. Der
Gutschein zu 75 Pfennige zeigt eine historische Gesamtansicht der Stadt.
Auf den anderen Scheinen sind die alten Stadttore zu sehen.
7. Dezember
In Leipzig beginnt der Jagow-Prozess. Angeklagt sind die Organisatoren
des Kapp-Putsches (März 1920). Vor Gericht erscheinen Wangenheim
und Doktor Schiele (Naumburg).
1922
Der Wohnungsbau kommt
zum zu erliegen, als eh schon empfindlicher Wohnraummangel besteht.
Frühjahr
Debatte um das Kirschfest. Bleibt der Kirchgang Bestandteil des
offiziellen Programms oder soll er freiwillig sein? (In diesem Jahr findet
kein Kirschfest statt.)
28. Januar
Der ehemalige Oberleutnant zur See Ludwig Dithmar wurde wegen Kriegsverbrechen
- Beihilfe zum Totschlag - zu vier Jahren Haft verurteilt. Um dieses Unrecht
zu revidieren, macht sich in der kalten Winternacht vom 28. zum Sonntag,
den 29. Januar 1922, ein Befreiungskommando auf den Weg nach Naumburg
(Saale).
7. Februar
Eisenbahnerstreik für den 8-Stunden-Tag
24. April
Erwin Kern, Hermann Fischer und Ernst-Werner Techow ermorden in Berlin
Walter Rathenau.
10. Juni
Gründung der Stahlhelm Ortsgruppe Freyburg (Unstrut) auf dem "Edelacker".
Vorsitzender der Ortsgruppen ist Paul Hinkler, später auch NSDAP-Gauleiter
von Halle-Merseburg, von 1924 bis 1928 Doktor Petter.
17. Juli
Die Mörder Rathenaus Erwin Kern und Hermann Fischer werden auf der
Burg Saaleck bei Bad Kösen entdeckt.
22. Juli
Walter Hege
erteilt an der Volkshochschule Naumburg Zeichenunterricht, organisiert
ein Laienpassionsspiel in der Schlosskapelle von Goseck und hält
Heimatvorträge mit Lichtbildern. Die erste Mappe mit Fotos vom Naumburger
Dom ist fertiggestellt. Unser Heimatkünstler "hat in
der Lichtfreude des Sommers seine Arbeit vollendet, die in Naumburg und
in der kunstgläubigen Welt frohes Erstaunen hervorrufen wird",
unterrichtet am 22. Juli 1922 die Stadtzeitung ihre Leser.
Vom 22. bis 25. Juli
1. Deutsches Turn- und Sportfest in Leipzig mit Beteiligung von Arbeitersportlern
aus Naumburg.
22. Juli
Arbeitsnachweisgesetz
Der "Heimatkünstler"
Walter Hege vollendet seine Arbeit zum Naumburger Dom. "Eine Mappe
liegt bereits fertig vor und ist mit einigen geglasten Bildwerken im Schaufenster
der Buchhandlung Petersen, Herrenstraße, einige Tage ausgestellt."
Herbst
Umzug der Autowerker
von Eisenberg nach Naumburg
Peter & Moritz A.-G., Naumburg a. S., Weißenfelser Straße
57
1923
Hyperinflation -
die größte Wirtschaftskatastrophe der Stadtgeschichte
Naumburg im Zeichen
der Ruhrkrise.
Januar
"Beseelte Steine" - Vorträge von Walter Hege in Naumburg
19. Januar
Gründung
der Deutschvölkische Freiheitspartei
(DVFP) - die Urzelle der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg.
Volksversammlung des
Naumburger Gewerkschaftskartells im Ratskeller. Die Teilnehmer verhalten
sich kritisch zur deutschnationalen Umwertung der Ruhrkrise.
27. und 28. Januar
Aufruf der SAJD
[Syndikalistisch-Anarchistische Jugend Deutschlands]: In Naumburg a. S.
findet im Schützenhaus eine Trefffahrt mit einer öffentlichen
Volks- und Jugendversammlung statt. Sonntag früh 8 Uhr machen sie
einen Auflug zur Schönburg.
1. März
Heute wird der
militärische und am 25. Oktober 1923 der zivile Notstand beendet.
1. April
Oberlandesgerichtspräsident Reuter tritt zurück. Sein
Nachfolger wird Georg Werner, geboren 27. Juli 1868.
Mai
Eine Fahrt mit der städtischen Straßenbahn kostet für
Erwachsene 300 Mark und die Monatskarte 15 000 Mark.
4./5. Juni
Gegen 2 Uhr in der Nacht brennt die Spielwarenfirma Herold & Walther,
Große Neustraße 53, nieder. Die Flammen schlagen über
die Häuser. Explodierende Stoffe fliegen hoch in die Luft. 80 bis
100 Arbeitsplätze gehen verloren.
1. Juli
Einweihung des Jägerdenkmals an der Bergstraße
29. Juli
Antifaschistischer Aktionstag der KPD. - - In der Stadt - kommentiert
der "Volksbote" (Zeitz) - übernimmt der Stahlhelm
die Macht. Die Kommunisten weichen aus und wandern zum Knabenberg [bewaldeter
Höhenrücken auf der rechten Seite der Saale über Schulpforta
und Almrich].
August
Der Filmsverlag W. Feindt aus
Berlin pachtet für 15 Jahre die Reichskrone und finanziert
die notwendigen und umfangreichen Umbauarbeiten. Stadtarchitekt Friedrich
Hoßfeld erstellt das Konzept.
13. August - Bergarbeitermarsch
10 000 Bergarbeiter marschieren von Theißen nach Zeitz.
Die Konfrontation mit der Schupo (Schutzpolizei) auf der Auebrücke
(Zeitz) fordert neun Tote und dreizig Verletzte.
14. August
In Halle findet der Betriebsrätekongreß Mitteldeutschlands
statt. Daran schloss sich im Goldnen Hahn (Naumburg) eine Versammlung.
Die Anwesenden unterstützen den Streikaufruf. Zu hohe Preise, zu
niedrige Löhne!
November
Aus wirtschaftlcihen Gründen Stilllegung der Straßenbahn
Währungsreform. Einführung der Rentenmark (Verordnung über
die Errichtung der Deutschen Rentenbank vom 15. Oktober 1923). Ein
Dollar entspricht 2,5 Billionen Papiermark.
23. November
Umtausch von einer Billion Mark gegen eine Rentenmark. Das Gehalt eines
Beamten beträgt zu dieser Zeit etwa 125 Billionen Mark. (Umtauschkurs
der Reichsbank am 20. November: Eine Rentenmark zu 1,1 Billion Papiermark.)
Verbot der KPD von
23. November 1923 bis 1. März 1924. In Naumburg bestand sie illegal
weiter.
12. Dezember
Oberlandesgerichtsrat
Dr. Fritze begrüsst im Ratskeller von Naumburg Oberstleutnant
Duesterberg als Redner zur Versammlung der Deutschnationalen Volkspartei.
Die städtische
Volksspeise in der Kleinen Fischstraße gibt täglich unter Verantwortung
des städtischen Wohlfahrtsamtes an etwa 310 Menschen ein kostenloses
Mittagessen aus.
1924
Gründung des
Frontbanns. Vorläufer
des SA Sturm I/J 4 (Helldorff, Hinkler, Hacker).
Seit diesem Jahr besteht
das Pfadfinderkorps Naumburg (Saale) mit jeweils zwei Zügen
zu je 30 Mitgliedern, den vor allem die Schüler vom Dom- und Realgymnasium
angehören. Neben der Liebe zur Natur, fördern sie die körperliche
Ertüchtigung. Bei Wind und Wetter finden an den Wochenenden Übungen
statt, die von Primanern geleitet werden. Dabei lernen die Mitglieder
die Wanderkarte lesen, absolvieren Kletterübungen oder zelten gemeinsam.
Beliebt sind die Wanderfahrten für 5 bis 8 Tage in die Rhön,
den Thüringer Wald oder Harz.
8. März
gegen 8 ½
Uhr treffen sich die Mitglieder der DVFP im "Dunkelbergs Gasthof"
(Spechsart 26) zur Vorbereitung der Stadtverordnetenwahlen am 4. Mai.
Sie formieren sich zum Völkisch-Sozialen Block (VSB). Als Ersten
Vorsitzenden bestimmen die Versammlungsteilnehmer durch öffentliche
Wahl Stadtsekretär Theodor Knehans (Jägerplatz 2)
19. März
Wahl des Gewerkschaftskartells Naumburg: Vorsitzender Gottfried Rublack,
2. Vorsitzender Brand, Kassierer Walter Höhne, Schriftführer
Panse (KPD). Insgesamt schlossen sich 26 Gewerkschaften zusammen.
April
Streik der Bauarbeiter, Lohnklasse I: 60 Pfennigen pro Stunde
7. bis 10. April
Der 9. KPD-Parteitag in Frankfurt am Main beschließt ein neues Statut
mit dem Paragraphen: "Die Grundlage der Parteiorganisation bilden
die nach Betrieben aufgebauten Parteizellen. Alle Kommunisten, die in
einem bestimmten Betrieb arbeiten, müssen zur Betriebszelle dieses
Betriebes gehören." - Die Gründung der ersten Partei-Betriebszelle
erfolgte in Naumburg (Saale) im Reichsbahnausbesserungs-Werk.
2. Mai
Für die Angestellten des Reichs (Reichsverwaltungen, Reichsbahn,
Reichspost und Reichsbank) wird der Reichsangestellten-Tarifvertrag (RAT)
vereinbart.
4. Mai
Wahlen zum Reichstag und zur Stadtverordnetenversammlung. Der Völkisch-Sozialer-Block
erreicht 13 Prozent der Stimmen. Damit gewinnen zum ersten Mal Nationalsozialisten
Mandate in der Stadtverordnetenversammlung.
10. MAi
Eröffnung des Volksbades in Naumburg. Ein Wannenbad kostet 40 Pfennige
und Brausebad ohe Handtuch und Seife 15 Pfennige.
11. Mai
Deutscher Tag in Halle (Saale). - Wiederherstellung des Moltke-Standbildes
am Kaiser-Wilhelm-Denkmal.
Maria Kahle (1891-1975)
spricht in der Erholung (Karl-Seyferth-Straße) zur Parole:
"Deutschland muß leben, wenn wir auch sterben." Die Redakteurin
der Kasseler Tageszeitung Der Jungdeutsche erhält 1957 das
Bundesverdienstkreuz.
8. Juni
Pfingsten. Kampftag der revolutionären Jugend in Naumburg für
Rätekommunismus, Klassenkampf und proletarische Revolution. Die Polizeiverwaltung
Naumburg verbietet diese Veranstaltung.
29. Juni
Abbruch des Naumburger Flugtages. Bruchlandung einer
Junkers D 344
Juni
Nach 10 Jahren wieder Kirschfest!
9. Juli, vormittags
10 ½ Uhr,
Eröffnung der Personen-Kraftwagen-Verkehrs-Linie (Buslinie)
Naumburg - Bad Kösen - Saaleck
29. Juli
Gründung
des RFB in Halle
11. August
Gründung des RFB-Naumburg im Schützenhaus
24. August
Im Kreuzgang des Doms weiht die Domschule zusammen mit der Stadtprominenz
ihren im Ersten Weltkrieg Gefallenen ehemaligen Schülern eine Gedenktafel.
29. August
Die Hälfte der DNVP-Reichstagsfraktion stimmt dem Dawes-Plan trotz
der enthältenen Souverenitätsbeschränkungen zu.
24. September
Vereinigungsparteitag von SPD und USPD
25.
Oktober
Fackelzug der Ortsgruppe Naumburg des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
26. Oktober
14.00 Uhr: Fahnenweihe der Ortsgruppe Naumburg des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
7. Dezember
Reichstagswahlen
17. Dezember
Das Hallenbad in der Stabila ist ausser Betrieb.
1925
Der Naumburger
Dom
und der Meister seiner Bildwerke
erscheint
in einer Auflage von 12 000 Exemplaren. Der Fotoband von Walter
Hege und Wilhelm Pinder steigert die Popularität des Naumburger Doms.
Im Jahr 1952 folgt eine weitere Auflage in Höhe von 33 000 bis
37 0000 Exemplaren.
5. Januar
Wiedereröffnung des rekonstruierten Theaters in der Reichskrone
April
Heidelberger
Parteitag der SPD. Rudolf Hilferding spricht von der relativen Stabilisierung
des Kapitalismus.
Frühjahr
Einweihung der Gedenktafel für die gefallenen Domschüler im
Kreuzgang des
Domes durch Arthur Graf von Posadowsky-Wehner.
10. Februar bis 22.
April
Tscheka-Prozess am Staatsgerichtshof in Leipzig mit Artur Samter als Verteidiger.
28. Februar
Friedrich Ebert gestorben
28. Februar bis 2.
März
Tagung der Führer des Frontbanns in Wohlmirstedt bei Graf
von Wolf-Heinrich von Helldorff. Die Promotoren der nationalsozialistischen
Bewegung in Naumburg unterhalten zu ihm gute Beziehungen.
21. März
Die Mitglieder der DVFP-Ortsgruppe Naumburg finden sich unter Leitung
von Friedrich Uebelhoer gegen 9 Uhr abends im Preußischen Hof
(Große Marienstraße 35) zusammen. Es heisst, der Führer
habe Landsberg verlassen und anerkennt die Nationalsozialistische Freiheitsbewegung.
Er möchte, dass die NSDAP wieder aufgebaut wird. Die Ortsgruppe muss
sich nun entscheiden, ob sie zur DVFP oder NSDAP will. In einer Abstimmung
beschliessen die Anwesenden die Rückkehr zur NSDAP. Friedrich Uebelhoer
wird zum Vorsitzenden der Ortsgruppe gewählt.
5. April
Fackelzug mit dem Stahlhelm
26. April
Reichspräsidentenwahl
6. und 7. Juni
Flugtag in Naumburg, 17 Uhr: Luftkämpfe der Flugzeugstaffeln
Nationalsozialisten
revitalisieren sich mit Friedrich Uebelhoer zur NSDAP-Ortsgruppe.
1. Juli
Nach 29-jähriger Tätigkeit geht der Direktor des Naumburger
Schlachtfhofes Alfred Bierbach in den Ruhestand.
18. und 19. Juli
Republikanische
Tag in Naumburg
13. August
Walter Hege legt vor der Handwerkskammer in Halle (Saale) die Meisterprüfung
des Fotografenhandwerks ab.
23. August
8. Naumburger
Ruder-Regatta (Start flussabwärts von der Schönburg)
25. August
Einweihung des rekonstruierten
Schwanen-Lichtspieltheaters in der Jakobsstraße
September
Rückkehr von Einzel-Gewerkschaften in das Naumburger Gewerkschaftskartell.
Politische Angriffe auf den Vorsitzenden des Gewerkschaftskartells Gottfried
Rublack seitens der KPD-Ortsgruppe. Neuwahl des Gewerkschaftskartells.
Rublack ist erneut Vorsitzender.
20. September
Kreisparteitag der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) in Bad Kösen.
Am Nachmittag wird er von einem kleinen Volksfest begleitet. Besonders
Familien mit Kindern sind herzlich eingeladen.
13. Oktober
Reichspräsident
Paul von Hindenburg (1847-1934) reist in Begleitung von Sohn und Tochter
zur Beisetzungsfeier für Frau von Mannstein im Sonderwagen der Reichsbahn
nach Bad Kösen und nimmt im Hotel Mutiger Ritter Quartier.
Der Stahlhlem bedenkt ihn mit Freundlichkeiten.
18. Oktober
41 Ortsgruppen des Rotfrontkämpferbundes treffen sich zum Gautreffen
in Naumburg. 3000 Kämpfer sind auf dem Markt angetreten. Richard
Richter hält eine Rede. Vorsitzender der RFB-Ortsgruppe Naumburg
ist Paul Knobloch.
14. November
Versammlung des Mieterschutzvereins Bad Kösen. Vorsitzender Heitmann
begrüßt 120 Mitglieder. Als Referent tritt Stadtrat Robert
Manthey (Stadtrat in Naumburg) auf.
17. November
Siegfried Wagner
dirigiert in der Reichskrone unter anderen die Holländer-Ouvertüre,
das Meistersinger-Vorspiel und Siegfried-Idyll.
1926
Wohngebiet im Spechsart
mit vierundsiebzig Hektar entsteht
Gründung des
Wehrwolfs in Naumburg
8. Januar
In der Mitgliederversammlung des Völkisch-Sozialen Blocks (DVFP)
im Preußischen Hof (Große Marienstraße 35) gibt
der Versammlungsleiter Richard Gläsel den Rücktritt von Friedrich
Uebelhoer bekannt. Als neuer Vorsitzender wird Buchhalter Paul Gotter
aus der Großen Jakobsstraße 31 gewählt.
10. Januar
Protestkundgebung
der Handwerker Naumburgs in des Sälen des Ratskellers gegen die Bedrohung
ihrer wirtschaftlichen Existenz als (Spät-) Folge der Inflation.
24. Januar
Demonstrationszug der Kommunistischen Partei gegen die Fürstenabfindung
mit Absperrungen durch die Sicherheitspolizei Naumburg.
28. Februar
Umzüge des Stahlhelms und der Kriegervereine anlässlich des
Reichstrauertages.
14. März
Demonstration und Gedenkfeier der KPD aus Anlass der Märzgefallenen
(1920)
2. Juni
Hermann Röhl, geboren am 4. Februar 1851 Wittstock (Ostpriegnitz),
stirbt in Zehlendorf. 1870 Probejahr in der Grundschule Graudenz, 1878
Oberlehrer am Askanischen Gymnasium in Berlin, 1888 Direktor des Domgymnasiums
Naumburg, ab Mai 1892 Direktor des Domgymnasiums in Halberstadt.
16. Juni
Demonstration des Reichsbanners mit angeschlossener Kommunistischen Partei
für den Volksentscheid über die Fürstenabfindung
20. Juni
Volksentscheid Fürstenabfindung
11. Juli
Doktor Georg
Wilhelm Schiele gründet die Gesellschaft der Freunde der Artamanen
e.V..
20. Juni
Fürstenentscheid mit wenig Ja-Stimmen in Naumburg
Gründung der
Maschinenfabrik Gehring
9. August
Versammlung des Mieterschutzvereins in Bad Kösen. Dem Verein gehören
240 Bürger an. Vorsitzender Heilmann informiert über Änderungen
des Mieterschutzgesetzes. Als Aufhebungsgrund für den Mietvertrag
gilt seit 1. Juni 1926 ein einziger Monat Zahlungsrückstand. Einige
Redner empören sich darüber, dass die Hauszinssteuer in Bad
Kösen nicht mit ihrem ganzen Aufkommen für den Neubau der Wohnungen
eingesetzt wird.
Oktober
Abschaffung
der Brotmarken
Walter Hege und Kurt
Hege eröffnen ein Fotoatelier am Markt 10 (Kaysersches Haus).
Die Volkshochschule zeigt in ihren Räumen eine Ausstellung mit
Zeichnungen von Walter Hege.
16. Oktober
Einweihung des
Löwendenkmals an der Rudelsburg mit den Chargen von 125 Corps.
Der steinerne Löwe (Löwen-Denkmal) des Künstlers
Hermann Hosaeus (1875-1958) bäumt sich brüllend gegen den Westen
auf.
Intensive Wohnungsbautätigkeit
auf dem Georgenberg.
1927
Paul Hinkler aus Freyburg
wird NSDAP-Gauleiter von Halle-Merseburg.
Bei Graf von Helldorff
aus Wohlmirstedt wird ein Waffenlager gefunden. Naumburger NAtionalsozialisten
arbeiteten eng mit ihm zusammen.
Gustav Winter (Großjena)
gründet den Deutschen Volksbund für Wahrheit und Recht
Einbau von Wohnungen
in die ehemaligen Kasernen in der Weissenfelser Strasse
9. April
Einweihung der medizinischen Badeanstalt in Bad Kösen.
7. Juli
Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung
Zusammenarbeit zwischen
Reichsbanner und KPD in Naumburg
3. August
Eintrag der Devoli-Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Sitz
Naumburg in das Handelsregister unter der Nummer 81 beim Amtsgericht
Naumburg. Im März 1928 meldet das Unternehmen Konkurs an.
2. Oktober
Zum 80. Geburtstag Fackelzug für Reichspräsidenten und Generalfeldmarschall
Paul von Hindenburg, den Ehrenbürger von Bad Kösen. Die Einladung
spricht der Magistrat der Stadt, die Feuerwehr, Sanitätskolonne,
Kriegerverein, Stahlhelm, Jungdo, Wehrwolf, Bürgerschützen-Korps
und andere aus, nicht aber die SPD und KPD.
8. bis 9. Oktober
Stahlhelm-Führertagung des Landesverbandes Mitteldeutschland unter
Leitung von Theodor Duesterberg mit 600 Teilnehmern und vielen Gästen
in der "Erholung" (Luisenstraße 1).
8. November
Kundgebung der Hausbesitzer in den Sälen des Naumburger Ratskellers
gegen die Erhöhung der Realsteuern, Sozialisierung und Wohnungszwangswirtschaft.
Ein Drittel aller Steuern, so hebt der Generalsekretär des Landesverbandes
der Preußischen Hausbesitzer Doktor Frank aus Berlin in seiner Rede
hervor, bringt heute der Mittelstand auf. Die Hausbesitzer sind deshalb
gegen die Sozialisierung der Wohnungs- und Bauwirtschaft. Sie fordern
Steuern nach dem Prinzip der Leistungsfähigkeit.
27. Dezember
Gutsbezirke dürfen nicht mehr als Träger kommunaler Rechte auftreten.
Das Gemeindeverfassungsgesetz vom 27. Dezember 1927 fordert die
Eingliederung noch bestehender Gutsbezirke in den Stadtkreis. In Naumburg
betrifft dies den Dombezirk.
1928
Hans Frank gründet
den BNDJ.
Paul Schultze-Naumburg
(Saaleck) veröffentlicht "Kunst und Rasse".
Der Magistrat beabsichtigt
auf alle Veranstaltungen mit Jazz-Musik, eine Steuer von 50 Prozent zu
erheben. Diese Bestimmung, so teilt die Administration ausdrücklich
mit, soll nicht allein aus fiskalischen, sondern aus "volkserzieherischen
Gründen" getroffen werden.
2. Februar
Beschluss der Stadtverordnetenversammlung zum Bau des Postgebäudes
auf dem Kaiser-Friedrich-Platz (heute Heinrich von Stephan-Platz).
4. Februar
Gerhart Seger (1896-1967), Vorsitzender der "Friedensgesellschaft",
spricht im Saal der Gaststätte zur "Zur Post".
6. Februar
Vollversammlung der Ortsgruppe des Stahlhelms. Entscheidung f ü r
d i e Rechtsparteien, die im Wahljahr 1928 soviel Stimmen
wie möglich bekommen sollen. Kamerad Löwe wurde als Vorsitzender
der Ortsgruppe einstimmig wieder gewählt.
8. Februar
Der Klassenkampf - Kommunistisches Organ für den Bezirk Halle-Merseburg
mit der Illustrierten Arbeiter-Zeitung Der Rote Stern - veröffentlicht
einen Artikel zum Fememörder-Paradies in Naumburg (Passfälscher-Skandal).
Danach soll Stadtsekretär Bächler von der Naumburger Polizei
(Passabteilung) für die Rathenau-Mörder Erwin Kern und Hermann
Fischer im Juni 1923 falsche Pässe ausgestellt haben. (Siehe auch
21. März 1928)
10. Februar
Für Naumburg meldet der "Volksbote" (Zeitz): "K.P.
Krücken zum Stahlhelm Sieg". (Anspielung auf die Zusammenarbeit
der KPD-Ortsgruppe Naumburg mit dem Stahlhelm.)
15. Februar
Das Haus des
Klempnermeisters Wilhelm Schreier gegenüber dem Konsum am Ausgang
Michaelisstraße 65/66 in Richtung Bürgerheim stürzt ein.
In den Schornstein war Stadtgas eingeströmt, was dann mit dem Anzünden
des Badeofens zu einer Explosion führte. In den Nebenhäusern
zerspringen die Fensterscheiben. Nur der Hausbesitzer erleidet Verletzungen.
Die Städte-Feuersozietät nimmt umgehend die Schadensregulierung
vor.
25. Februar
Max Adler (1873-1937) spricht im Saal vom Hotel "Zur Post" (Lindenring).
"Derartige Massen hat das Naumburger Parteilokal noch nicht gesehen".
(Volksbote, Zeitz)
26. Februar
Eröffnung der Moritzkirche nach Innenerneuerung mit Pfarrer Passow,
Pfarrer Behrends und Pfarrer Behrend.
27. Februar
Rednerschule
des Sozial-Kultur-Kartells im Einvernehmen mit dem SPD-Parteivorstand
in der Gaststätte "Zur Post" (Lindenring) eröffnet.
1. März
Pfarrer Karl Iskraut (Jahrgang 1854) schimpft bei einer Versammlung der
Wehrwolf Ortsgruppe Altflemmingen (bei Naumburg) weidlich übe die
"Judenregierung", "Judenrepublik" und "Judenknechten".
11. März
Artur Mahraun spricht im Ratskeller von Naumburg vor dem
Jungdeutschen Orden.
15. März
Tagung des Mitteldeutschen republikanischen Juristenbundes im Hotel "Zum
Schwarzen Roß" (Gr. Wenzelsstrasse 21). 8 Uhr abends Vortrag
von Doktor Ludwig Bendix zum Thema "Die irrationalen Kräfte
der Strafrechtspflege".
21. März
Oberbürgermeister Arthur Dietrich und Bürgermeister Karl Roloff
weisen in der Stadtverordnetensitzung den Bericht vom 8. Februar
1928 im "Klassenkampf" (Halle) zum Passfälscher-Skandal
in Naumburg als falsch zurück.
24. März
Filmvorstellung des Rotfrontkämpferbundes in Knörrichs-Garten
an der Jakobspromenade - Vogelwiese (Anfang 1937 abgerissen / umgebaut).
Film-Erklärer
Adolf Schuster (KPD) aus Almrich (Naumburg) zieht Polizeihauptwachtmeister
Thum mit dem Passfälscherskandal durch den Kakao und erhält
dafür am 17. Mai 1929 vom Amtsgericht Naumburg wegen Beleidigung
eine Strafe von 300 Reichsmark verordnet.
25. März
Kranzniederlegung an den Gräbern der März-Gefallenen
(1920) auf dem Friedhof Weißenfelser Straße. Anschließend
Kundgebung auf dem Markt.
April
Devoli (Deutsche
Volkslichtspiele GmbH) meldet Konkurs an.
1. Juni
25 Jahre Kranken-
und Altenpflege im Luisen-Haus (Humboldtstraße) mit Frau
Berta Wallich
15. bis 19. Juli
Wanderführerlehrgang des Kreisjugendamtes Merseburg in Verbindung
mit der Hauptwanderberatungsstelle des Bezirksausschusses für Jugendfragen
unter Leitung von Kreisjugendpfleger Karl Hemprich im Obstgut Steinmeister
bei Naumburg an der Saale. Als Referenten im Vater Hemprich-Haus
treten aus Naumburg auf: Fotograf Kurt Hege, Doktor med. Ehrhardt
(Schönburger Strasse), Mittelschullehrer Klemm (Wilhelmplatz), Stadtbibliothekar
und Lehrer Hoppe (Raschstrasse).
Karl
Hemprich arbeitet eng mit dem Kreisjugendpfleger des Landkreises Zeitz
Enno Narten zusammen, der den Kronacherbund organisierte und in
Kooperation mit dem Bund Deutscher Wanderer die Burg Ludwigstein
im Werratal bei Witzenhausen zum Zentrum der deutschen Jugendbewegung
ausbaut.
28. Juli
Nach langer Pause wieder Schützenfest in der Lehmgrube.
15. September
Tagung der Kolonial-Jugend Abteilungen des Bezirksverbandes Mitteldeutschlands
bei Steinmeister mit etwa 400 Teilnehmern, darunter die Gruppe
Estorff aus Naumburg (Saale).
3. Oktober
Der Prozess gegen Gustav Winter vor dem Schöffengericht in Leipzig
beginnt. Der aus der Aufwertungsbewegung bekannte "Betriebsanwalt"
und Propagandaredner Gustav Winter ist am 11. Juli 1929 in der Berufungsinstanz
wegen Betruges zu ein Jahr und drei Monaten Gefängnis und zu 20 000
Reichsmark Geldstrafe verurteilt wurden.
11. Oktober
Der Hochmeister des Jungdeutschen Ordens Artur Marauhn spricht im Ratskeller
von Naumburg.
1929
 |
Arbeitslosenstatistik
Naumburg 1926 bis 1937
|
Ausnahme-Winter 1928/29:
Auf der Saale bildet sich bis 1,13 Meter dickes Eis.
Der Stahlhelm
verabreicht bedürftigen Naumburgern ohne Unterschied der Parteizugehörigkeit
eine kostenlose warme Mahlzeit.
Richard Reckewerth
(Naumburg) wirbt intensiv für die Gründung von HJ-Gruppen.
Georg Schiele (DNVP)
aus Naumburg initiiert, wie Alfred Hugenberg in der DNVP-Vorstandssitzung
am 13. Oktober 1932 darlegt, den Volksentscheid gegen den Young-Plan.
"Bis in die dritte Generation müsst ihr fronen!", agitiert
die NSDAP.
13. Januar
Sonntag, in Naumburg (Saale) tagen die AfA-Bezirkskartelle der Provinz
Sachsen, Thüringen und Anhalt. Eugen Wallbaum vom SPD-Ortsverein
Naumburg begrüsst sie herzlich.
6. Mai
Verbot des RFB in Preußen. Als Nachfolger bildet sich die Antifa.
18. Juni
Die Stadtverwaltung
hebt die Jazz-Steuer auf.
22. Juni
Freyburg an der Unstrut. Auf dem Hainberg spricht Kapitänleutnant
a. D. v. Killinger, Mitglied des Landtages und NSDAP-Gauleiter Paul
Hinkler. Die NSDAP Gau Halle-Merseburg ruft auf: "Kommt alle, bekundet
Euer Deutschtum! Kämpft gegen Versklavung und Schande
für FreiheIt und Brot." Die Einladung spricht die Nationalsozialistische
Arbeiterpartei Deutschlands, Gau Halle-Merseburg, aus.
Am Nachmittag des
nächsten Tages findet um 4 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz
von Naumburg statt. Abends 7 Uhr spielt die SA-Kapelle zusammen mit
anderen Spielmannszügen des Gaus im Bürgergarten auf.
4. Juli
Stadtverordnetensitzung .... Notwohnungen für Obdachlose.
August
Versuch der Gründung des Arbeiter-Sport- und Kulturkartells Naumburg
an der Saale e. V.
Im Post-Töchter-Heim
(Neidschützer Straße 31) beziehen die ersten Bewohnerinnen
ihr 15 Quadratmeter großes Zimmer.
10. September
Der Passfäscher-Prozess am Landgericht in Naumburg
beginnt (siehe 8. Februar und 21. März 1928).
3. Oktober
Prozess gegen Pfarrer Karl Iskraut wegen Judenhetze und Verunglimpfung
der Regierung
17. November
Programm der NSDAP Naumburg zur Provinzial- und Stadtverordnetenwahl
1. Dezember
Wiederaufnahme von Friedrich Uebelhoer (Naumburg) in die NSDAP
21. Dezember
Reichsthing der Artamanen in Freyburg (Unstrut), unter anderen mit Ernst
Niekisch, Friedrich Muck-Lamberty, Alfred Rosenberg und Baldur von Schirach.
Vorher fand vom 10. bis 20. Dezember ein Führer-Lehrgang statt.
22. Dezember
Volksentscheid zum Youngplan. Von
26 467 Wahlberechtigten nehmen in Naumburg (Stadt) 34 Prozent
an der Abstimmung teil. Mit Ja stimmen rund 8600 Bürger. Das
sind 32,5 Prozent der wahlberechtigten Stimmen.
"Der Young-Plan
wird jetzt für Deutschland zum Kernpunkt, zum Hauptfaktor der Klassenverschiebungen,
zu einem Faktor, der die wirtschaftliche und politische Krise zweifellos
verschärfen wird", schätzt KPD-Politbüromitglied Heinz
Neumann die Lage vor dem XVI. Parteitag der Kommunistischen Partei der
Sowjetunion (KPdSU) im Juli 1930 in Moskau.
Zur Wirtschaftskrise
siehe
auch Geschichte
der Erwerbslosigkeit, Arbeitslosenversorgung und -vermittlung
1930
 |
Einkommensarten
in Naumburg 1930
|
Die Brüningsche
Sparpolitik prägt die Naumburger Haushalts Debatten.
9. Januar
Erklärung der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg zur Zusammenarbeit mit den
bürgerlichen Parteien
22. Januar
wichtige Versammlung des Stahlhelms im "Ratskeller"
25. Januar
Wilhelm Frick wird thüringischer Innenminister
6. März
Nach einer kurzen
KPD-Versammlung in der Gaststätte Grüner Baum von Teuchern,
formierten sich mindestens 500 Anhänger trotz eines bestehenden
Verbots zum Demonstrationszug. Zunächst versuchten die Landjäger
zusammen mit der Ortspolizei den Verband aufzulösen. War er gesprengt,
formierte er sich stets von Neuem. Landjäger und städtische
Polizisten wurden von den Demonstranten zu Boden gestossen. Die Sicherheitskräfte
setzen Gummiknüppel ein. Der KP-Stadtrat Schröder, KPD-Ortsgruppen-Vorsitzender
Patzer und weitere Teilnehmer der Demonstration müssen sich am 17. Juli
1930 vor dem Amtsgericht in Weißenfels wegen öffentlicher Zusammenrottung
nach Paragraph 115 Strafgesetzbuch verantworten. Schröder und Patzer
verurteilte der Richter, Landgerichtsrat Doktor Spieler, zu je sieben
Monaten Gefängnis. Angeklagter Baumgart erhielt sogar ein Jahr. Andere
Angeklagte kamen mit einer Geldstrafe davon (Es liegen leider nicht ausreichend
Informationen vor, um die Konfrontation vom 6. März 1930 in
Teuchern detailliert zu analysieren und zu bewerten.)
27. März
Das Ende der Großen Koalition unter Hermann Müller (SPD)
Der Führer des
Stahlhelms Naumburg lädt um 8.30 Uhr in den Ratskeller von Naumburg
zur Versammlung ein. Das Thema lautet: "Die Annahme der Younggesetze
im Reichstage, ihre Unterzeichnung, durch den herrn Reichspräsidenten
und der
Stahlhelm."
10. April, 8 Uhr abends
Schützenhaus Freyburg an der Unstrut. Die NSDAP unter Führung
ihres Gauführers Paul Hinkler desavoiert eine SPD-Versammlung und
brüllt: "Die Kerle schlagen wir noch tot, die hängen wir
noch auf."
25. April
Morddrohung des Fraktionsführers der NSDAP Heinrich Hacker gegenüber
Wilhelm Schwencke (SPD) im Stadtparlament.
8. und 9. Juni
Wehrwolf-Treffen in Bad Kösen und Naumburg
7. bis 9. Juni (Pfingsmontag)
1930
3. Reichstagung der
Deutschen Kolonialjugend in Naumburg. Am 8. Juni Festrede von Generalmajor
a. D. Rochus Schmidt als Vertreter der Deutschen Kolonialgesellschaft.
18. Juni
Einweihung der neuen Turnhalle des Domgymnasiums an der Moritzwiese mit
einer Nutzfläche von 21 mal 14 Meter. Studiendirektor Professor Kaiser
prägt bei der Einweihungsrede das Leitmotiv: por partia est, dum
ludere videmur (Fürs Vaterland ist es, während wir zu spielen
scheinen).
26. und 27. Juni auf
der Vogelwiese
14. Bezirksfest des 4. Bezirks im 5. Kreis des Arbeiter- Turn und Sportbundes
Deutschlands
5. Juli
Oberpräsident der Provinz Sachsen Otto Hörsing (SPD) spricht
im großen Ratskellersaal zum Thema Das wahre Gesicht der Feinde
Republik. Das Reichsbanner, voran der 1. Vorsitzende Wilhelm Schwenke,
begrüsst mit dem Spielmannszug am Hauptbahnhof.
6. Juli
Gottfried Feder
(NSDAP) spricht auf einer Kundgebung im Saal des Kurgartens von Bad Kösen.
22. Juli
Walter Hege
wird vom amtierenden Direktor der Weimarer Kunsthochschule Professor Paul
Schultze-Naumburg (1969-1949) als Leiter der neuen Lichtbildabteilung
berufen. Er schließt am 22. Juli 1930 einen Arbeitsvertrag mit der
Staatlichen Hochschule für Handwerk und Baukunst Weimar ab.
Sein Jahresgehalt beträgt 4 000 Reichsmark.
26. Juli bis 3. August
Fest der Arbeit in Naumburg a. S.. Veranstalter: SPD-Ortsgruppe
Naumburg (Otto Grunert), Sozialistisches Kulturkartell (Eugen Wallbaum),
Arbeiter-Sport-Kartell (Willy Wipprecht), ADGB-Ortsausschuss (Gottfried
Rublack).
31. Juli
Erste Einzahlung von Paul Herrmann (Schönburger Straße 5) bei
der Bank Hope & Co. (Amsterdam). Der vermögende Rechtsanwalt
deponiert ab jetzt seine Ersparnisse im Ausland.
1. August 1930
20.15 Uhr: Liederabend im Bürgergarten-Restaurant mit dem Arbeiter-Sänger
und Frauen-Chor und dem Gesangverein "Gutenberg" unter Leitung
des Liedermeisters Pauls Sachse.
14. September
Wahlen zum Reichstag
30. September
Die Amtszeit von Stadtbaurat Friedrich Hoßfeld läuft aus. Paul
Schröter wird sein Nachfolger.
16. bis zum 29. Oktober
DNVP-Kampagne
gegen den Young-Plan. Vom 16. bis zum 29. Oktober können sich
die Bürger in Listen eintragen und damit ihre Unterstützung
für den Entwurf des Freiheitsgesetzes bekunden:
26. und 27. Oktober
Tagung des erstes
Reichskongress der Kampfgemeinschaft Strassers im Alten Askanier
in Berlin mit Friedrich Muck-Lamberty als Gast.
31. Oktober
Im Rathaussaal von Naumburg findet eine Protestversammlung gegen die hiesigen
Justizskandale statt. Landtagsabgeordneter Paul Franken (1894-1944) aus
Zeitz und Doktor Artur Schweriner (1882-1941) aus Berlin übernahmen
die einleitenden Referate.
20. November
Schröter wird zum Stadtbaurat berufen. Ihn wählte die Stadtverordnetenversammlung
am 28. August 1930 mit siebzehn Stimmen.
Eine Zäsur bedeutet
der Beschluss zur Auflösung des Wohnungamtes auf Antrag von Hausbesitzer-
und Wirtschaftspartei in der Stadtverordnetensitzung am 20. November
1930, wo sie Absprachen mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei
(NSDAP) trafen und mit ihr zusammenarbeiteten.
15. Dezember
Saalschlacht zwischen Nationalsozialisten und Reichsbanner / Antifa
im Gasthof zur Linde in Almrich (Vorort von Naumburg).
20. Dezember
Krise der NSDAP-Ortsgruppe und Formierung der "anständigen Nationalsozialisten"
1931
In der STABILA gründet
Rudi Jork den NS-Schülerbund.
Volksbote (Zeitz):
"Denn gerade in den bisherigen bürgerlichen Turn- und Sportvereinen
wird der Faschismus in der üblichen Weise gezüchtet. Der Männer-Turnverein,
der Turnverein Friesen und der Fußballclub 05 sind geradezu Brutstätten
für die Nazis, und dabei sind die führenden Geister freigewerkschaftlich
organisierte Arbeiter (!)."
1. März
12 390 Naumburger erhalten Lebensunterhalt aus öffentlichen Geldern.
11. April
Die Seifensiederei
Schotte, Markt Haus 17, mit der Inschrift "Herr Schütte
über dieses Haus die Frucht des edlen Friedens aus.", feiert
ihr 100 jähriges Jubiläum.
14. April
Stabila,
Staatliche Bildungsanstalt), Naumburg: Mit Einführung von Englisch
als Anfangssprache erfolgt beginnd mit diesem Schuljahr die Umwandlung
vom Realgymnasium zum Realreformgymnasium.
17. April
Kundgebung des Stahlhelms Naumburg im grossen Ratskellersaal mit den 2. Bundesvorsitzenden
Oberstleutnant a. D. Duesterberg aus Halle zur Auflösung der
preussischen Landtages. Er verlangt die nationale Reinigung Preußens
und stellt fest: "Im Osten sei das Deutschtum durch Polen stark bedroht.
Die Polen strecken ihre Hand weiter nach Deutschland aus."
19. April
Die Polizei will Gustav
Winter in seinem Haus in Großjena verhaften. Er ist krank und stellt
sich am 22. April freiwillig der Polizei.
21. April
Der VfL 88 kann auf gute Erfolge zurückblicken.
Fußballverein VfL 88, Vorsitzender: E. Veit,
Mägdestieg 18
Mitglied im Arbeitersport-Sport-Kartell Naumburg e.V., Vorsitzender Willy
Wipprecht, Schulstraße 9
"So hat die erst vor kurzem gegründete Handballabteilung
[des VfL 88] bei ihrer Spielreise bewiesen, dass sie schon beachtenswert
spielt. Die Fußballer sind trotz der ins Lager der Bürgerlichen
abtrünnig gewordenen "Kanonen" noch auf guter Höhe,
da der Nachwuchs schon sehr gut herangebildet war. Gerade dieser Umstand
beweist, dass im VfL 88 ein gesunder Massensport getrieben wird. Die Turnabteilung
[Übungsabende in der Turnhalle der Mittelschule] stellt die Leistungen
der übrigen Vereine weit in den Schatten. Bei dem Gerätewettkampf
in der Bezirksgruppe beteiligte sich die Turnabteilung bisher mit bestem
Erfolg. Selbst bei den Turnerinnen wird fleißig gearbeitet, wenn
auch eine weit stärke Beteiligung zu wünschen wäre. Glänzende
Erfolge weist der Nachwuchs, die Kinderabteilung, auf. Die Leitung liegt
hier in besonders glücklichen Händen. Bald wird auch die Schwimmabteilung
ihre Tätigkeit aufnehmen, die ja in Naumburg auf Grund des kommunalen
Weitblicks unserer Stadtväter einen Winterschlaf durchmachen muß,
wenn sie ihre Uebungsabende nicht in der Badewanne durchführen will."
(Volksbote, Zeitz)
Bauarbeiterstreik.
Die örtlichen
Spitzenlöhne für Maurer und Zimmerleute sind von 1,19 auf 1,07
Reichsmark gesunken.
22. April
Ehepaar Friedericke (geborene Merseburg) und Franz Müller begehen
im St. Jakobshospital am Kaiser-Wilhelm-Platz (heute Kramerplatz)
die Eiserne Hochzeit (65. Jahre).
24. April und Juli
Die Wochenzeitung "Wahrheit und Recht" informiert die Leser
darüber, dass ihr Herausgeber Gustav Winter am letzten Dienstag (19. April)
in den Morgenstunden verhafter werden sollte. Winter stellte sich am 22. April.
Im Juli findet der Prozess gegen ihn in Leipzig statt. Die Haftstrafe
braucht er (zunächst?) aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten.
23. Mai
Dr. a. D. Staatsminister Frick (NSDAP) und Rudolf Jordan (NSDAP) treten
abends 1/2 8 Uhr als Redner zur "Freiheitskundgebung"
der NSDAP-Ortgruppe im Kurgarten von Bad Kösen auf. Frick fordert:
"Die ganze Nation müsse erfüllt sein vom fanatischen Nationalismus."
31. Mai
Sport - und Spieltag des VfL 88 auf der Vogelwiese.
Frühjahr
Vom VfL 88 [Naumburg] wirbt der bürgerliche Fußballclub
05 sechs Spieler ab. Maßgebliche Mitglieder des neuen Vereins
verschaffen ihnen Arbeit.
Juni
Zirkus Krone gastiert in Naumburg
22. Juni
Sonnenwendfeier. Der Stahlhelm (Major a.D. Rothmaler, Geschäftsstelle
Georgenberg 7, Naumburg) und der NSDAP (Friedrich Uebelhoer, NSDAP-Kreisleiter
Naumburg) marschieren nach der Kundgebung auf dem Markt unter grosser
Teilnahme der Bürger zum Napoleonstein. Dort "gedenkt"
der Tross "den zwei Millionen Kameraden", die "den Heldentod
für unser geliebtes Vaterland gefunden haben". Die Flamme läutere
uns, sagt Kamerad Hermann Reichhard am Feuerstoss, "dass wir den
Kampf gegen den Marxismus und Lauheit der Bürger bestehen" und
übergibt einen Kranz mit "Deutschland erwache" dem Feuer.
Dann, dreifaches "Siegheil" auf Adolf Hitler von NSDAP-Kreisleiter
Friedrich Uebelhoer. Die Kapelle stimmt das Lied "Hakenkreuz an Stahlhelm"
an.
Und dann gibts Bier, Bratwurst und Musik!
Erst im Morgengrauen treten viele nach den Heimweg an.
5.
Juli
Notverordnung der Brüning-Regierung zur Einführung des freiwilligen
Arbeitsdienstes.
10. Juli
Der erste Vorsitzende
der DNVP Kreisgruppe Naumburg Oberlandesgerichtsrat Kosack übergibt
seine Funktion an Doktor phil. nat. Wolfgang Schöbel
(Apotheker und Nahrungsmittelchemiker, Lorbeebaum-Apotheke, Herrenstraße 2).
15. Juli
Das Bankhaus Vogel in der Herrenstraße geht Konkurs. Doktor
Vogel wollte die Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit seines
Bankhauses zum Nachteil seiner Gläubiger abwenden. Gegen ihn ergeht
heute vom Schöffengericht Naumburg eine rechtsgültige Gefängnisstrafe.
Juli
Prozess gegen
Gustav Winter (Großjena) vor dem Leipziger Schöffengericht.
2. Juli
Das Naumburger Schöffengericht verurteilt den Kassierer des Deutschen
Metallverarbeiter-Verbandes Naumburg Thate wegen Unterschlagung zu drei
Monaten Gefängnis.
Der Vorgang belastet in der Stadt das Verhältnis von SPD und KPD.
9. August
Beim Volksentscheid zur Auflösung des preußischen Landtages,
initiiert von DNVP, DVP, NSDAP und unterstützt von Stahlhelm und
KPD, stimmen 31,7 Prozent der Teilnehmer mit JA.
11. August (Dienstag)
Nun erst recht! Es lebe die Republik! Auf zur Verfassungsfeier um 20
Uhr nach dem Bürgergarten.
Um 18.45 Uhr beginnt
der Umzug auf dem Kaiser-Friedrich-Platz. Über Artilleriestraße,
Jägerstraße, Große Georgenstraße, Dom, Steinweg,
Herrenstraße, Markt, Große Wanzelsstrasse und Bürgergartenstraße
bewegt sich der Zug zum Bürgergarten. Organisator der Veranstaltung
ist das Reichsbanner Schwarz-Rot- Gold, Ortsgruppe Naumburg.
31. August 1931
Musikalische Feier anlässlich der 900-Jahrfeier des Domgymnasiums
25. Oktober
3. Kirchentag des Kreises Naumburg. Schwerpunkt: Kampf gegen die Gottlosenbewegung.Vorsitzende
der Kirchensynode Superintendent Moehring begrüsst die Teilnehmer.
28. Oktober
Eröffnung der Landfrauenschule Naumburg. Lehranstalt der Landesbauernschaft
Sachsen-Anhalt, Neidschützer Straße 1. Erste Schulleiterin:
Frau E. Keller, ab 1938 Frau Elli Janetzki.
6. November
In der Schneiderschen Möbelfabrik am Domplatz entdeckt
die politische Abteilung der Weißenfelser Schutzpolizei ein Lager
mit Maschinen- und Militärgewehren Modell 98 und mehreren
zehntausend Schuss Munition.
17. November
Provinzial- und Stadtverordnetenwahl
18. November
Franz-Feller-Brief an die Stadtverwaltung Naumburg zur Wohnungsfrage
Aufregung um das Arbeitsamt.
Zu hohe Personalkosten!
Langwierige parlamentarische
Auseinandersetzungen zwischen Georg Schmidt und Heinrich Hacker von der
NSDAP einerseits und Otto Grunert und Friedrich Blüthgen von der
SPD andererseits.
Weihnachten
Der Regierungspräsident
von Merseburg fürchtet vor den Kirchen Demonstrationen des Proletarischen
Freidenkerbundes und will dagegen unnachsichtig
einschreiten.
1932
Dem Stahlhelm Gau
Naumburg gehören 1 200 Mitglieder an.
1. Januar
Restrukturierung der NSDAP. In Almrich bildet sich eine selbstständige
Unterorganisation der NSDAP. Fritz Zimmermann (geboren 26. Januar 1905,
Realgymnasium, Banklehre, 1930 NSDAP) ist Ortsgruppenleiter. Seine weiteren
Funktionen: Amtsvorsteher, Standesbeamter, Schiedsmann und Kreistagsabgeordneter.
Februar
Roloff wird 1. Bürgermeister von Naumburg
13. März
Erste Abstimmung Präsidentenwahlen
17. März
Erich Behnke, Chefredakteur der (KPD) Tageszeitung Klassenkampf (Halle),
zündet im Schützenhaus von Naumburg seine rhetorischen Brandraketen
im Wahlkampf gegen Hindenburg und für Ernst Thälmann.
1. April
Zulassung von Artur Samter als Rechtsanwalt am Oberlandesgericht Naumburg.
10. April
Zweite Abstimmung Präsidentenwahlen
12. April
Einweihung der neuen Post
20. April
Prediger am
Berliner Dom, Erfinder der Weltkriegspredigt und Vertreter der Dolchstoßlegende
Bruno Doehring (1879-1961) spricht in Vorbereitung der Landtagswahlen
in Preussen auf einer öffentlichen Kundgebung der DNVP.
24. April
Landtagswahlen in Preussen
2. Mai
Staffellauf Freyburg-Naumburg
3. Mai
Die Reichsregierung
verbietet den Verein proletarischer Freidenker (VpFD).
28. Mai
Wilhelm Koenen spricht im "Schützenhaus"
Juni
Die Handzeitung "Rote Wacht" der KPD-Ortsgruppe erscheint in
Naumburg.
Sommer
Ein Naumburger Arbeiter mit 9 Kindern bezieht unberechtigt 57,82 Reichsmark
Wohlfahrtsunterstützung und wird zu einem Monat Gefängnis verurteilt.
6. Juli, abends 6.30
Uhr
Demonstration gegen die "Errichtung des offenen Faschismus"
mit Kundgebung auf dem Marktplatz. Es erscheint das Flugblatt: "Kampfaufruf
in ernster Stunde".
6. bis 31. Juli
Observierung der kommunistischen Bücherstube am Reußenplatz
18 durch die Ortspolizei.
7. Juli
Ein Überfall auf den Dienstkraftwagen des Arbeitsamtes (Nordstraße 13)
ist geplant.
8. Juli
Nazisturm (Volksbote, Zeitz) auf den Spechsart-Konsum
8./9. Juli
Protest und Randale vor dem Gasthaus Zum Goldenen Hufeisen von
Reinhard Schmoller.
20. Juli
Staatsstreich. Franz von Papen schaltet mit dem Preußenschlag
den amtierenden Ministerpräsidenten Otto Braun und sein Kabinett
aus.
29. Juli, abends 7
Uhr
Die NSDAP-Ortsgruppe lädt zur Kundgebung
auf dem Sportplatz am Ostbahnhof mit Prinz August Wilhelm von Preußen
ein. Thema: Preußen - Deutschlands Rettung durch Adolf Hitler.
31. Juli
Wahlen zum Deutschen Reichstag
31. Juli bis 4. August
Eine rote Fahne mit der Aufschrift Die KPD, deine Partei, wählt
Liste Nr. 3 weht auf dem Schornstein der Stuhlfabrik Lessing (Oststraße).
1. August
Kreisreform. Auflösung des Landkreises Weissenfels und Naumburg;
Zusammenlegung zum neuen Landkreis Weissenfels mit dem Landratsamt
in Weissenfels.
13. August
Sommerfest des Jungmädchenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft
im Bürgergarten
20.
August
"Der Reußenplatz und ganz besonders das Grundstück Reußenplatz
18 [Büro der KPD-Ortsgruppe Naumburg] ist weiterhin scharf zu beobachten",
ordnet Polizei-Oberkommissar Mollenhauer von der Ortspolizeibehörde
Naumburg an.
25. August
Johannes Heinemann (KPD) aus der Moritzstraße 61 wird vom Schöffengericht
Naumburg wegen Randalierens am 8./9. Juli 1932 vor dem Gasthaus "Zum
Goldenen Hufeisen" zu acht Monaten Gefängnis verurteilt.
2. September
Der Stahlhelm Gau Naumburg rückt mit 400 Mann zum 13. Reichsfrontsoldatentag
am 3. und 4. September in Berlin aus. Tausende Bürger
begleiten ihn mit Soldatenliedern, Kapelle und Spielmannszug vom Markt
zum Bahnhof.
22. September
Stadtgespräch. Aufregung im Weingarten 19. 15 Polizeibeamte und ein
Gerichtsvollzieher laufen auf, um die Wohnung des KPD-Stadtverordneten
Rössling zu räumen. Doch der zahlte stets pünktlich die
Wohnungsmiete. Es sollen persönliche Unverträglichkeiten mit
dem Hauswirt vorliegen. Bürger verhindern die Räumung.
26. September
Kinoprogramm, Reichskrone Lichtspiele: "Der schönste
Mann im Staate". "Schwanen Lichtspiele": "Unter falscher
Flagge" mit Gustav Fröhlich.
1. Oktober
Kreisreform: Der Landkreis Naumburg wird dem Landkreis Weißenfels
zugeordnet.
Oktober
Freiwilliger Arbeitsdienst im Landjugendheim Eckartsberga 1932, Leiter
Karl Hemprich (geboren 1887).
Titanensturz
Georg Wilhelm Schiele stirbt am 28. September, Arthur Graf von Posadowsky-Wehner
am 23. Oktober und Oberbürgermeister Arthur Dietrich am 26. Oktober.
(Anmerkung: Er ist
vielleicht ungeschickt Georg Wilhelm Schiele und Arthur Graf von Posadowsky-Wehner
in einem "Atemzug" zu nennen. Ihr Leben prägten politisch,
sozial und menschlich unterschiedliche bis gegenläufige Ambitionen.)
7. bis 9. Oktober
Auf der Leuchtenburg
bei Kahla tagt die Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten
(KRNS). Friedrich-Muck Lamberty ist dabei.
11. Oktober
Das Oberlandesgericht stellt beim Landgericht Naumburg Strafantrag wegen
Beleidigung von Landesgerichtsdirektor Hagen und Land- und Amtsgerichtsrat Lohmeyer
gegen den Herausgeber der Rote(n) Wacht Paul Zeitschel (KPD-Naumburg).
November
Das Stadtarchiv Naumburg veranstaltet mit großem Erfolg eine Ausstellung
zu "Naumburg in der Schwedenzeit".
6. November
Wahlen zum Deutschen Reichstag
28. November
Erstes geschlossenes Arbeitslager in Naumburg. Arbeiten am Grochlitzer
Griess. Träger ist der Stahlhelm Naumburg.
10. Dezember
Der Kampfbund gegen den Faschismus (Naumburg) führt eine Geländeübung
in der Gegend des Freyburger Rödel durch.
1933
Im Stadtkreis Naumburg
wohnen auf 12 Quadratkilometer 31 315 Einwohner
Maler Fritz Ernst
Rentsch (1867-1946) und Pianistin Anny Schäfer lassen sich in Naumburg
nieder.
Januar
5 785 Arbeitslose im Arbeitsamtsbezirk Naumburg.
4. Januar
Papen und Hitler treffen in Berlin im Haus des Kölner Bankiers von
Schröder zusammen.
30. Januar
Ernennung von Adolf Hitler zum REichskanzler.
30. Januar
Am Vormittag
findet im Ratskeller eine Kundgebung vom Kampfbund des gewerblichen
Mittelstandes (Leiter Kaufmann Schmidt) statt. 45
bis 50 Prozent aller Handwerksarbeiten werden als Schwarzarbeit
vergeben. Er will dagegen Massnahmen ergreifen.
31. Januar
Letzte Demonstration der Orts-KPD mit einigen hundert Teilnehmern und
Abschlusskundgebung auf dem Marktplatz gegen die Ernennung von Adolf Hitler
zum Reichskanzler, das Verbot der "Roten Fahne" (Berlin) und
vom "Klassenkampf" (Halle). "Dem Zuge voraus wurde
ein Transparent getragen, das sich nicht gegen den Hitlerkurs und die
faschistische Reaktion, sondern gegen die Sozialdemokratie richtete",
schreibt der Volksbote (Zeitz) am 1. Februar 1933. Die
Demonstration wurde durch unsägliches Gegröle der Nationalsozialisten
am Rande der Demonstration behindert.
5. Februar
Einberufung der Generalversammlung der SPD des Unterbezirkes Zeitz-Weissenfels-Naumburg
durch Albert Bergholz (Zeitz) für den 5. Februar in den Diana-Saal
der Zeitz-Aue.
März/April
Verhaftungswelle gegen Oppositionelle. In Schutzhaft genommen werden (Auswahl):
am 3. März Rechtsanwalt Doktor Samter (Naumburg), Paul Reiszweck
am 11. März, Paul Zeitschel am 11. März, Karl Krause am
21. März, Gustav Thate am 22. März, Fritz Burkhardt am
25. März, Paul Noack am 25. März, Max Saupe am 22. März,
Adolf Schuster am 27. März, Eugen Wallbaum am 1. April, Felix
Zeitschel am 6. April.
Flucht von Doktor
Otto Hollaender (Spechart 5) aus Naumburg nach Paris. (Erläuterung:
Wir können den Tag seiner Flucht heute nicht mehr genau bestimmen.
Aber gesichert ist: Die SA will ihn verhaften, weshalb seine Frau Sohn
Peter mit einem Koffer zum Bahnhof Naumburg schickt. Als Otto dort aus
Jena ankommt, ist er sofort via Worms und Saarbrücken nach Paris
weitergereist.) Der Rechtsanwalt trat in den zwanziger Jahren öffentlich
gegen die Nationalsozialisten auf.
2. März
In der 17. Stunde werden in der Michaelisstraße beim dortigen Kommunisten
durch die Kriminalpolizei vier Zentner Druckschriften "aufreizenden
Inhalts" beschlagnahmt.
5. März
Wahlen zum Reichstag und Preußischen Landtag
8. März
Kundgebung im Grossen Ratskellersaal mit dem Naumburger Haus- und Grundbesitzerverein
zur Vorbereitung auf die Stadtratswahlen am 12. März 1933. -
"Auch der Beschluss, die Oberbürgermeisterstelle einzuziehen,
sei eine bemerkenswerte Maßnahme, spare doch die Stadt dadurch 24
000 Mark jährlich." (Vorsitzender Becker)
12. März
Wahl der Stadtverordnetenversammlung
19. März
Kreistagung [Kreisparteitag] der NSDAP in den Ratskellersälen
Kranzniederlegung am Jägerdenkmal
21. März
"Naumburger Tageblatt" berichtet über Einrichtung des KZ
Hohnstein.
Am Tag von Potsdam
auf dem Markt Kundgebung der "nationalen Bevölkerung"
Die Verordnung der
Reichsregierung vom 21. März 1933 über die Bildung von Sondergerichten
tritt in Kraft. Für die Stadt Naumburg als Sitz eines Oberlandesgerichtes,
ist das Sondergericht in Naumburg zuständig. Es wird umgehend an
das Landgericht in Halle verlegt und firmiert dann unter Sondergericht
Halle.
23. März
Der Reichstag beschließt das Ermächtigungsgesetz.
Naumburg im deutschnationalen
Taumel
25. März
Bürgermeister Roloff ordnet für Bürger aus politischen
Gründen Schutzhaft an.
27. März (!)
Stadtverwaltung Naumburg erhält vom Wehrkreisverwaltungsamt des IV. Armeekorps
die Aufforderung alle Kasernen für den Bezug der Truppen frei zu
machen.
28. März
Bürgermeister Karl Roloff beurlaubt den sozialdemokratischen Stadtrat
Otto Grunert.
29. März
Der Haus- und Grundbesitzer Verein beschliesst in seiner 40. Generalversammlung
das Bündnis mit der Ortsgruppe der NSDAP-Naumburg und führt
eine entsprechende Ergänzungswahl durch.
April
"Naumburger Kirchenbote" meldet "Frühlingsstürme".
Ein Code für die Unterdrückung und Repression durch die NSDAP.
1. April, 20 Uhr
Massenkundgebung auf dem Naumburger Markt gegen die Juden.
Judenboykott
4. April
Beurlaubung von Oberlandesgerichtspräsident Georg Werner. Nachfolger
wird Paul Sattelmacher.
6. April
Konstituierende Sitzung der Stadtverordnetenversammlung in der Marienkirche.
Ausschluss der demokratisch gewählten Stadtverordneten von SPD und
KPD. Adolf Hitler wird Ehrenbürger der Stadt Naumburg.
7. April
Berufsverbote - Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums
12. April
Unter Leitung von Reichsjugendführer der NSDAP findet in Bad Kösen
eine Gebietsführertagung der Hitlerjugend (HJ) statt.
Baldur von Schirach und der Vorstand des Reichsverbandes für Deutsche
Jugendherbergen, vereinbaren die Übernahme des Jugendherbergwerks
durch die Hitlerjugend. W. Müncke, erster Vorsitzender des Reichsverbandes
für Deutsche Jugenherbergen, tritt zurück und wird Ehrenvorsitzender.
Seine Aufgabe übernimmt der Reichsjugendführer. Die Marxisten
scheiden aus dem Vorstand aus. Alle Herbergsväter die sich gegen
den Nationalsozialismus wandten, sind zu ersetzen. Die Hauptgeschäftsstelle
des Jugenherbergswerk wird nach Berlin verlegt. Die Geschäftsstelle
in Hilchenbach (Westfalen) wird geschlossen. Bereits vor der Kösener
Tagung wurde sie besetzt.
Reichsjugendführer
Baldur von Schirach schiesst mit seiner Dienstwaffe in der Halle vom Kurhotel
auf ein Hitlerbild. Darüber empört sich Doktor Hans-Wilhelm
Stein und erstattet Anzeige. Der Herr von Burg Saaleck kolportiert das
Gerücht von einer homosexuellen Beziehung zwischen Hitler und Schirach.
In Naumburg ist der
Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes mit der Gleichschaltung
der Innungen beauftragt. Durch einen Kommissar werden die Innungen überwacht,
die unter dem Verdacht der Auflehnung (Widerstand) stehen. Die Vorstände
der Innungen sollen mit mindestens 51 Prozent NSDAP-Mitglieder besetzt
werden.
Angriff des Weckers
(Nr. 16 , NSDAP Naumburg) auf den Geschäftsführer des Landbundes
Meyerhoff (Naumburg) zur Vorbereitung der Gleichschaltung der
Organisation mit dem Reichsnährstand (Richard Walter
Darré).
20. April
Schwurgericht Naumburg: Feierstunde der Beamten und Arbeitnehmer des Amts-
und Landgerichts sowie der Staatsanwaltschaft. Rede von Landesgerichtsdirektor
Hagen mit einem klaren und überschwänglichen Bekenntnis zu Adolf
Hitler.
21. bis 24.
April
Repression der Juden aus Anlass des Topfmarktes.
1. Mai
Gewerkschaftshaus von SA besetzt
SS-Mann Güthling
(Medler Straße 21) wird in seiner Wohnung erschossen.
2. Mai
Der Köppelberg bei Schulpforta heißt jetzt Adolf-Hitler-Höhe.
4. Mai
Gleichschaltung der Naumburger Sportvereine
6. Mai
Im Schützenhaus trifft sich NS-Beamtenabteilung des Kreises
Naumburg zur Versammlung
11. Mai
Stadtverordnetensitzung. Heftige Auseinandersetzung zwischen dem Sozialdemokraten
Otto Grunert und Friedrich Uebelhoer (NSDAP). Mutiges politisches Aufbegehren
der SPD.
12. Mai
Baubeginn für das neue Krematorium in Naumburg
12. Mai
Filmvorführung der HJ (Hitlerjugend) in der Reichskrone (Bismarck-Platz).
25. Mai
Serienproduktion des Volksempfängers (VE 301)
31. Mai
Der Vorortsprecher eröffnet in der Reichskrone feierlich
den KSCV (Kösener Senioren-Convents-Verband) - Kongress. Zuvor
nehmen die Teilnehmer am Gottesdienst im Dom teil. Die Versammlung setzt
nach dem Mittag seine Verhandlungen am traditionellen Tagungsort im Mutigen
Ritter von Bad Kösen fort. Über das zentrale Thema der Beratung,
die Eingliederung in die nationalsozialistische Bewegung "ohne jede
Vorbehalte", kommt es zu keiner Einigung. Der Vorort bricht in den
frühen Abendstunden den Kongress ab und vertagt ihn auf unbestimmte Zeit.
Juni
Arbeiten an der Wenzelskirche schreiten voran. Der Neubau der Empore ist
beendet. Die Orgel wird eingebaut.
1. Juni
Paul Sattelmacher wird zum Präsidenten des Oberlandesgerichts Naumburg
ernannt.
Adolf-Hitler-Spende
der Deutschen Industrie
8. bis 11. Juni
4. Reichsführertagung des Stahlhelm-Studentenrings Langemarck
in Naumburg
9. Juni
Rede von Franz Seldte aus Anlass 4. Reichsführertagung des Stahlhelm-Studentenrings
Langemarck in Naumburg
11. Juni
Vizekanzler Papen spricht auf dem Markt zu den Stahlhelm-Studenten und
Bürgern.
14. Juni
Tagung der Kreissynode Naumburg im Festsaal des Domgymnasiums
16. Juni
Außerordentliche Stadtverordnetenversammlung
22. Juni
Verbot der SPD und Selbstauflösung der übrigen Parteien (DVP
27.6., DDP und DNVP 28.6., BVP 4.7. und Zentrum 5.7.). Die DNVP findet
Aufnahme in die NSDAP-Fraktion.
1. Juli
Bücherverbrennung am Napoleonstein mit Feuerspruch von NSDAP-Kreisleiter
Friedrich Uebelhoer.
24. Juli
Runderlass des Ministers des Inneren zur Entfernung aller Sozis aus dem
öffentlichen Dienst
29. Juni
Bürgermeister Roloff aberkennt Wilhelm Schwencke (SPD, Vorsitzender
des Reichsbanners) schriftlich das Stadtverordnetenmandat und droht mit
Schutzhaft.
August
Schulungsabend
der NSDAP im Gasthof "Goldenes Hufeisen"
10. August
Wilhelm Schwencke (SPD) erhält vom Regierungspräsidenten Merseburgs
die Mitteilung über den Einzug des Eigentums der SPD-Ortsgruppe Naumburg.
22. August
Überwachung
der Arbeitslosen im Arbeitsamt durch Einsatz von SA und SS in Zivil.
23. August
Stadtverordnetensitzung.
NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer wird Erster Bürgermeister.
6. September
Das Kirchengesetz verfügt die Aufhebung der Ämter des Generalsuperintendenten.
Neue Bistümer werden errichtet, darunter das Bistum Merseburg-Naumburg.
Die Stadt bemüht sich um den Sitz einer Propstei.
Einweihung des Langemarck-Denkmals
im Bürgergarten.
19. September
Feierlicher Empfang von NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer auf dem
Bahnhof von Naumburg. In seiner Ansprache vor dem Rathaus droht er allen
politischen Querulanten mit Konzentrationslager.
Theater-Spielzeit
in der Reichskrone 1933/34: Rigoletto von Johann Strauß,
Das Spitzentuch der Königin, Krach mit Jolanthe, Die
Puppenfee von Banner.
Oktober
Veröffentlichung des Plans zum Bau der Stadtrandsiedlung mit 14 Häusern
im Sperlingsholz.
Gehäufte Diphtherie-Erkrankungen
unter den Schulkindern. Einige Schulklassen müssen geschlossen werden.
WHW verteilt Nahrungsmittel an die Naumburger. Erster Eintopfsonntag.
5. Oktober / November
Friedrich Franz Peter (1892-1960) wird am 5. Oktober 1933 zum Bischof
des Bistums Magdeburg-Halberstadt ernannt. Im
November 1933 übernimmt er die Verwaltung des Bistums Merseburg-Naumburg.
10. Oktober
Bewilligung von 225 000 RM für die Stadtverwaltung zur Bekämpfung
der Erwerbslosigkeit.
12. Oktober
Die "Konditorei Prokop" wird von Konditormeister Fritz Seifarth
in der Marienstraße 5 nach Renovierung mit 120 Sitzplätzen
neu eröffnet. Von Donnerstag bis Sonntagnachmittags finden Eröffnungskonzerte
statt. Mit der keramischen Aussenwandbekleidung über die Hussitentage
nach Scherenschnitten von Walter Hege zieht das Haus die Blicke auf sich.
13. und 14. Oktober,
Halle an der Saale: Gauappell des Gaus Halle-Merseburg. Von auswärts
reisen etwa 60 000 Teilnehmer nach Halle. Zur Kundgebung auf den Brandbergen
sprechen Robert Ley und Gauleiter Staatsrat Jordan.
20. Oktober
Reichsernährungsminister und Rassentheoretiker Walter Darrè
besucht Naumburg und Umgebung.
22. Oktober
Abschluss der Deutschen Handwerkswoche in Naumburg
29. Oktober
Treffen der Mörder von Walter Rathenau auf dem Friedhof in
Saaleck
30. Oktober
Studienrat Doktor Wilhelm Johannpeter (Parkstraße 46) referiert
im Schwarzen Roß (Gr. Wenzelsstrasse 21) über das Thema:
Jugenderziehung nach Adolf Hitlers "Mein Kampf".
November
Baubeginn des Hauptsammelkanals Roßbacher Straße - Badstraße
2. November
Pfarrer Albert Mielke wird bei Oberschmon (Querfurt) von den Nationalsozialisten
ermordet.
4. November
Rudolf Jordan, Leiter des Gaus Halle-Merseburg, spricht auf einer Kundgebung
der NSDAP im Ratskellersaal.
9. November
Naumburg im Fackelschein
10 Jahre
Ehrentag der Nationalsozialistischen Bewegung
12. November
"Wahlen". Ergebnis: 20 047 Ja-Stimmen für Hitler und 916
Nein-Stimmen
1. Dezember
Einrichtung des Meldeamts für "Arbeitswillige"
15. Dezember
Das Preußische Gemeindeverfassungsgesetz (GVG) sichert die Diktatur
der NSDAP auf kommunaler Ebene
20. Dezember Kälteeinbruch,
Eislaufen auf der Saale bei Schellsitz
24. Dezember
Sitzung der
NSDAP-Stadtverordneten
1934
Januar
Frau Maria Mielke, Ehefrau des ermordeten Pfarrer Mielke, zieht im Januar
mit ihrem neunjährigen Sohn Gerhard und der siebenjährigen Tochter
Ursula nach Naumburg in die Oskar-Wilde-Straße 5. Frau Mielke ist
schwanger.
Walter
Hege dreht den Film Erlebte Heimat.
1. Januar
Das Gesetz über die Verhütung erbkranken Nachwuchses
tritt in Kraft.
3. Januar
Politischer Prozess am Landgericht von Naumburg gegen Kurt Gutgesell (Moritzstraße
25). Urteil: 3 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Verlust der bürgerlichen
Ehrenrechte.
6. Januar
Kampfbund der deutschen Kultur, Ortsgruppe Naumburg, gegründet
10. Januar
Erster Spatenstich zur Herrichtung des Birkenwäldchens als Ehrenmal
für Naumburger Weltkriegsgefallenen durch NSDAP-Kreisleiter Friedrich
Uebelhoer
24. Januar
125 Wohlfahrtsempfänger bei Notstandsarbeiten, Erdarbeiten am Steinkreuzweg,
Erweiterung am Westviertel
25. Januar
Feierliche Inaugurierung von NSDAP-Oberbürgermeister Friedrich Uebelhoer
26. Januar
Einsetzung von NSDAP-Bürgermeister Plate in Freyburg.
29. Januar
Das Winterhilfswerk installiert sich im Lindenring 45.
31. Januar
Ende der Länderhoheit
Stationierung des
Artillerieregiments (später Artillerieregiment 14)
Februar
Übergriffe
auf die Loge in Naumburg (Neustraße 15). "Die Vorgänge
hatten besonders in Naumburg ernstere Formen angenommen. Die Polizei hat
die Täter im letzteren Falle nicht feststellen können."
(Stapo-Bericht 1934)
10. Februar und 17.
Februar
Logenprozess in Naumburg.
10. Februar
Rosengarten entsteht, Freilichtbühne vermessen
11. Februar
Bombenstimmung bei einem simulierten Fliegerangriff im "Ratskeller".
24. Februar
Durchschlag des Spechsartstollen in Anwesenheit von Oberbürgermeister
Friedrich Uebelhoer.
11. März
Eingliederung der evangelischen Jugend in die HJ
21. März
Die Gestapo verhaftet wegen des Verdachts auf sexuellen Mißbrauchs
den Lehrer Doktor V. aus Schulpforta. - Stadtgespräch.
27. März
Übergabe der STABILA (ehemalige Kadetten-Anstalt Naumburg,Kösener
Str. 50) an die NPEA. Oberstudienrat Doktor Wallstabe muss gehen.
Als Direktor der NPEA Naumburg wird der alte Kämpfer Doktor
August Hellmann berufen.
3. April
Das "Naumburger Tageblatt" erklärt seinem Publikum das
Schriftleitergesetz.
19. April
Einrichtung des Obererbgesundheitsgerichtes am Oberlandesgericht Naumburg
28. April
Die HJ von Schulpforta besucht den Film Stoßtrupp 1917. Nach
den Ausführungsbestimmungen zum Reichs-Lichtspielgesetz vom
16. Februar 1934 wird jedem Spielfilm die Wochenschau als Beiprogramm
vorgeschaltet.
1. Mai
Bei Karl Belz, Naumburg, Oststraße 26, beschlagnahmt die Polizei
Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues".
5. Mai
"Naumburger Tageblatt" titelt: "Jedem Naumburger sein Eigenheim".
15. April
Napola Naumburg beginnt mit dem Schulbetrieb.
Juni
Bau der Stadtrandsiedlungen
Humboldtstraße - Siedlungsstraße - Gartenstraße, Weichausiedlung
4. Mai und 6. Juni
Erstaufführung
der "Uta von Naumburg" von Felix Dhünen in der Reichskrone
3. Juni
Liedertag der Naumburger Sänger mit neun Gesangsvereinen im Bürgergarten.
2. und 3. Juni
Treffen der Baltikumkämpfer in Bad Kösen. Einweihung einer Gedenktafel
zu Ehren der Baltikumkämpfer am 3. Juni auf Burg Saaleck durch
Rüdiger Graf von der Goltz (1865-1946).
8. Juni
Im Kuhstall des Landwirts Paul Müller in Altflemmingen bricht ein
Großfeuer aus.
24. Juni
Die
Große Strafkammer des Landgerichts Naumburg tagt zu den Verfehlungen
der Lehrer aus Schulpforta wegen Mißbrauch ihres Amtes gegenüber
Schülern der Oberklasse und Jugendlichen. Gegen die Lehrer Doktor V.
und Doktor B. ergehen Freiheitsstrafen. Vier Schüler erhielten
geringe Freiheitsstrafen. Lehrer P. und einige Schüler werden freigesprochen.
Juli
75 Jahre Schwurgerichtsgefängnis in Naumburg
31. Juli
Die Reichskrone, jetzt auch Sitz der NSDAP-Kreisleitung Naumburg,
im neuen Gewand.
19. August
Volksabstimmung über das Gesetz zum Staatsoberhaupt
20. August
Stadtverwaltung ergreift weitere Maßnahmen gegen die Erwerbslosigkeit.
August
Erntekindergarten vom NS-Frauenbund und Bund Deutscher Mädel
23. August
Karl Heideck segelt mit der Friedrich Uebelhoer nach Eilenburg.
September
Ernennung von Obermeistern durch Kreishandwerksführer Pg. Gustav Wesemann
24. September
Naumburger Weinbau-Gesellschaft löst sich auf Antrag ihres Vorsitzenden
Richard Limburg sowie seines Stellvertreters Louis Schindler und Max Schuhmann
in Eckhardts Weinstube (Topfmarkt 11) auf.
19. bis 21. Oktober
NSDAP-Gau-Parteitag
in Halle
18. November, 14.30
Uhr
Kreisparteitag der NSDAP im Ratskellersaal. Vorher Aufmarsch der SA an
den Saalewiesen und auf dem Holzmarkt. Gauleiter Rudolf Jordan nimmt die
Parade ab.
24. November
Ein Jahr NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude"
8. Dezember
Einwohnerzahl von 1933: 31 315 (1939: 36 940)
1935
Übergabe der
"Hubertus-Kaserne" am Flemminger Weg (IR 53)
27. Januar, Sonntag
Der Saale-Unstrut-Elster-Gau des Kyffhäuserbundes hält
in den Räumen der Erholungsgesellschaft eine Führertagung ab.
Der Führer des Landesverbandes Mitte Oberst a. D. von Puttkamer hält
eine Rede. Anstelle des jetzt üblichen Sieg Heil, sollten
wir das alte schöne Hurra setzen, führte er aus.
Februar
Das Finanzamt
kündigt eine vereinfachte Steuerzahlung nach der Leistungsfähigkeit
an.
Im Hermann Schroedel
Verlag Halle erscheint von Lehrer Dr. Heinrich Lemcke eine Abhandlung
über Rassisches Erleben in der deutschen Dichtung. Sie dient
der Weiterbildung im Fach Deutsch. Auftraggeber ist die Leitung des
NS-Lehrerbundes Gau Halle-Merseburg. Der Naumburger Schuldirektor profiliert
sich als Protagonist der Rassenlehre und -pflege in der schulischen Erziehung
und Bildung.
1. bis 3. Februar
Politischer Prozess gegen die Kommunisten aus Zeitz und Droyßig
im Naumburger Schwurgerichtssaal
4. und 5. Februar
Politischer Prozess gegen die Opposition aus Kretzschau im Naumburger
Schwurgerichtssaal
9. Februar
Heinrich Himmler
besucht die Nachbarstadt Stadt Weißenfels und die 84. SS-Staffel.
- Die Mitteldeutsche-National-Zeitung, schreibt: "So grüßen
wir Heinrich Himmler, den Reichsführer der SS, den alten nationalsozialistischen
Kämpfer, den prächtigen Menschen und Kameraden. Herzlich
Willkommen in Weissenfels!"
25. und 26. Februar
Politischer Prozess gegen die Köndritzer und Techwitzer Kommunisten
im Naumburger Schwurgerichtssaal
28. und 29. Februar
Politischer Prozess gegen 11 Angeklagte aus Zangenberg bei Zeitz und einem
aus Draschwitz im Naumburger Schwurgerichtssaal
März
Wiedergeburt der Deutschen Wehrmacht, Einführung der Wehrpflicht.
(Siehe Wehrgesetz vom 21. Mai 1935)
März
In Naumburg werden viele Gegner des Nationalsozialismus festgenommen.
23. März
Selbstmordversuch von Andreas Nöding (Naumburg) im Gerichtsgefängnis
Naumburg (Roonplatz).
15. März
Pfarrer Lorenz Bertheau wird verhaftet. Superintendent Moehring setzt
sich für ihn ein und wird durch Friedrich Uebelhoer ebenfalls in
Schutzhaft genommen.
27. April
Abschluss des Winterhilfswerks 1934/35 im Theatersaal der Reichskrone
mit dem Referat von Friedrich Uebelhoer über "die zweite große
Winterschlacht gegen Hunger und Kälte" (Uebelhoer) in Anwesenheit
von Gauleiter Jordan, Reichsamtsleiter Lemme, HJ-Gebietsführer Reckewerth
und dem Kommandeur des Artillerie-Regiments Oberst Brand.
3. Mai
Die Landesschule Pforta wird in eine NEPA (Napola) umgewandelt.
21. Mai
Feldgottesdienst und Einweihung der Hitler-Eiche durch NSDAP-Kreisleiter
Friedrich Uebelhoer aus Anlass des 100-jährigen Bestehens des Männergesangsvereins
in Grochlitz.
1. April
Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935.
27. April
Abschluss des Winterhilfswerks 1934/35 im Theatersaal der Reichskrone
mit einem Referat von Friedrich Uebelhoer über "Die zweite große
Winterschlacht gegen Hunger und Kälte" (Uebelhoer). Anwesend
sind Gauleiter Jordan, Reichsamtsleiter Lemme, HJ-Gebietsführer Richard
Reckewerth, Oberst Brand, Kommandeur des Artillerie-Regiments, und andere.
28. April
Denkmalsweihe für die Gefallenen der ehemaligen Einwohnerwehr und
des Landesjägerkorps in Naumburg
5. Juni
Kongress des KSCV (Kösener Senioren-Convents-Verband) und des VAC
(Verband alter Corpsstudenten mit der Geschäftsstelle
in Bad Kösen) im Festsaal vom Mutigen Ritter in Bad Kösen.
12. und 13. Juni
Politischer Prozess gegen Erich Tatzel (Große Salzstraße 14)
und Genossen im Naumburger Schwurgerichtssaal
15. und 17. Juni
Politischer Prozess gegen Willy Dechandt (Am Hohen Stein 22) und Genossen
im Naumburger Schwurgerichtssaal
18. Juni
Die Domstifte Merseburg und Naumburg sowie das Kollegiatstift in Zeitz
schliessen sich zu einer Verwaltungskörperschaft zusammen. Der letzte
Merseburger Domdechant Generalfeldmarschall August von Mackensen wird
Dechant des neugebildeten Vereinigten Domkapitels mit Sitz in Naumburg.
Die offizielle Feierlichkeiten finden am 14. Oktober 1936 im Schloss von
Merseburg statt. Einen Tag später findet eine Feierstunde in Naumburg
statt.
20. Juni
Reichsgesetz
zur Arbeitsdienstpflicht; 6 Monate "Ehrendienst" aller Bürger
von 18 bis 25 Jahren.
30. Juni
Auflösung der 1749 gegründeten Loge zu den drei Hammern
in der Neustraße 15.
17. August
Im Gefängnis am Roonplatz sind aus Naumburg folgende politische Häftlinge
inhaftiert: Hühn, Heinold, Thate, Bornscheid, Lessing, Wiesemann
und Assmann.
20. August
Einzug des Infanterieregiment Königsbrück
1. Juli
Adolf Schieffer wird Direktor der Napola Schulpforta
30. und 31. Juli
Politischer Prozess gegen KPD-Mitglieder und Sympathisanten, unter anderen
aus den Orten Kreischau, Wählitz, Hohenmölsen, Jaucha, Mutschau,
Zembschen, im Naumburger Schwurgerichtssaal
August
"Weiter ist im letzten Monat", heißt es im Lagebericht
der Staatspolizei Halle für disen Monat, "der Gründer der
"Urchristengemeinde Gottes", der Missionar Anton Kaludza [richtig:
Kaluza], in Naumburg dadurch in Erscheinung getreten, dass er die Broschüre
"Gewitterwolken am Horizont" versandte.
5. August
Politischer Prozess gegen die Kommunisten aus Weißenfels im Naumburger
Schwurgerichtssaal
6. August
Politischer Prozess gegen die Kommunisten und Anhänger aus Hohenmölsen
im Naumburger Schwurgerichtssaal.
15. August
Doktor Uderstädt löst Pg. Plate (der nach Nebra versetzt) als
Bürgermeister in Freyburg an der Unstrut ab
28. August
Gründung des Mitteldeutschen Reitervereins im Kasino des
Artillerie-Regiments. Als Vorsitzenden wählt man Oberst Albrecht
Brand. Mit von der Partie sind Major Freiherr von Werthern, Oberst Freiherr
von Waldenfels, Bernhard von Helldorff, Georg Graf von Zech-Burckersrode
und Rechtsanwalt Loewe. Die Auflösung der Vereins, er hatte
weder Pferde noch eine eigene Reitbahn, erfolgt am 21. Januar 1937 in
der Erholung (Naumburg).
26. September
20 Uhr: Aufführung des Frankfurter Würfelspiels
auf dem Markt.
Oktober
Arbeitsamtsbezirk Naumburg: 1 166 Arbeitslose
Verkauf von Lotterielosen zur Arbeitsbeschaffung
1. Oktober
Zwangsauflösung des KSCV (Kösener Senioren-Convents-Verband),
gegründet 1848 in Jena. Ein Corps weigert sich die nichtarischen
Angehörigen auszuschließen. Darüber kam es bereits auf
der Pfingsttagung 1933 zur Auseinandersetzung. Doch scheinen die Hintergründe
ambivalenten Charakter zu tragen.
4. Oktober
Bund der Nationalsozialistischen Juristen, Naumburg. Ortsgruppenführer
Parteigenosse Rieling referiert über die "Judenfrage".
Juden gelten fortan als Fremde, die jederzeit ausgewiesen werden können.
5. Oktober
Einweihung einer Erinnerungstafel für das 2. Thüringische Feldartillerieregiment
Nr. 55 in der Hindenburg-Kaserne
11. Oktober
Adolf Hitler eröffnet das dritte Winterhilfswerk in der Krolloper.
18. Oktober
Friedrich Uebelhoer führt die neuen Ratsherren ein.
31. Oktober
Tagung der Leiter der NPEAS in Schulpforta
31. Oktober
Kreissynode Naumburg am Reformationstag. Sie begannen mit einer Andacht
im Westlettner des Doms. Die Verhandlungen fanden im Festsaal des Domgymnasiums
statt.
Dezember
In "Velhagen
& Klasings Monatshefte" erscheint die erste Farbaufnahme vom
Naumburg Dom, fotografiert von Walter Hege.
1. Dezember
68 NS-Schwestern in der Reichskrone von Gauleiter Rudolf Jordan
vereidigt.
23. Dezember
Prozess gegen die SAP-Widerstandsgruppe aus Naumburg (Max Römer,
Anna und Karl Possögel und andere) vor dem 5. Strafsenat des
Kammergerichts im Kriminalgerichtsgebäude in Berlin-Moabit.
24. Dezember
Zugunglück östlich der Bahnhofausfahrt von Großheringen,
31 Personen werden getötet und 27 verletzt.
1936
Naumburger Theater
1935/36. Deutsches Volkstheater zu Erfurt zu Gast - Fidelio von
Beethoven - Die Kleine Stadt von Lortzing- Schiller Don Carlos
Einführung des
Tags der Gastfreundschaft als Werbung für Naumburg Reisestadt.
Mitglieder des Erbgesundheitsgerichts
Naumburg: Medizinalrat Doktor Gundermann (Naumburg), Medizinalrat Doktor
Scheibe (Zeitz) und Medizinalrat Doktor Mennicke (Querfurt)
Dorothea Buck, 1917
in Naumburg geboren, erkrankt an Schizophrenie und wird in die von-Bodelschwinghschen
Anstalten in Bethel eingewiesen. An ihr wird eine Zwangssterilisierung
vorgenommen.
Fertigstellung Heereszeugamt
an der Kroppentalstraße
Fertigstellung Hindenburg-Kaserne
an der Schönburger Straße
Organisationsreform
in der HJ (Naumburg jetzt HJ Bann 203)
8. Januar
Schlussbericht von Doktor von Walter Blume über die Aktion der Stapo-Halle
gegen die Anthroposophische Gesellschaft in Naumburg.
17. März
Rede von Reichsjugendführer
Baldur von Schirach vor der Reichskrone (Naumburg)
21. März
Kreistagung des NS-Lehrerbundes im festlich geschmückten Saal der
Post-Eröffnung durch NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer
27. März
Hermann Göring besucht Schulpforta.
29. März
Reichstagswahlen mit NSDAP-Einheitsliste
April
Studienassessor
Doktor Kurt Völcker erhält am Reformrealgymnasium ein Gehalt
von 266,24 Reichsmark pro Monat.
23. April
Kreisleiter-Tagung der NSDAP auf Burg Krössinsee (Eiweihung 24. April
1936).
2 000 SA-Männer
marschieren durch Naumburg.
1. Mai
Naumburger bilden
auf dem Marktplatz ein großes lebendiges Hakenkreuz.
9. und 10. Mai
HJ Führertagung des Bann 203 in Zeitz.
20. Mai
Kreistagung des NS-Lehrerbundes in der Napola Naumburg mit Gauamtsleiter
Doktor Grahmann und NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer.
19. und 20. Mai
Politischer Prozess gegen die Kommunisten aus der Umgebung um Zeitz im
Naumburger Schwurgerichtssaal
22. und 23. Mai
Politischer Prozess gegen die Kommunisten aus Profen, Draschwitz und Lützkewitz
im Naumburger Schwurgerichtssaal
Pfingsten
Zeltlager des HJ Unterbanns I/203 (Naumburg) an der Saale unterhalb der
Rudelsburg. Zwölf Zelte sind aufbaut. Die Teilnehmer radeln von dorthin.
1. August
Teilweise Eingliederung der Gemeinden Altenburg und Flemmingen aus dem
Amtsbezirk Altenburg (Landkreis Weißenfels) in die Stadt und den
Stadtkreis Naumburg a. S..
Während der Olympischen
Spiele vom 1. August bis 16. August 1936 wird im Dorf Döberitz
ein Haus Naumburg eingerichtet.
16. August
Sächsische Hitlerjugend auf dem Marsch durch Naumburg
19. August
Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten (1887-1943) weiht
die Jahnstätte in Freyburg ein.
15. Juni
Anton Kaluza, er gehört zur Glaubensgemeinschaft Zeugen der Jehovas,
geboren am 1. Dezember 1894 in Pichlitz / Polen, wird aus dem KZ Lichtenburg
entlassen.
Juli
Institutionalisierung des Gesundheitsamtes in Naumburg
1. August
Teile der Gemeinden Altenburg und Flemmingen werden aus dem Landkreis
in Weißenfels in den Stadtkreis Naumburg eingegliedert.
1. August bis 16.
August
Während der Olympischen Spiele wird im Dorf Döberitz ein Haus
Naumburg eingerichtet.
17. August
Übergabe des Autobahnteilstücks Pörsten - Weißenfels
- Eisenberg
28. bis 30. August
Reichsarbeitstagung der NSV unter der Leitung von Hauptamtsleiter Hilgenfeldt
in Naumburg.
1. September
Einführung des Arbeitsbuches, Meldepflicht über Einstellungen
und Änderungen beim Personal
10. September
Treffen der politischen Leiter der NSDAP-Ortsgruppe in der "Reichskrone"
zur Verabschiedung Delegierten zum NSDAP-Parteitag am 11. und 12. September
1936 Nürnberg.
12. September
Zwischen Schülern
der Charterhouse School und der Nationalpolitischen Erziehungsanstalt
Naumburg findet auf dem NBC-Platz ein leichtathletischer Wettkampf statt.
23. September
Aus Anlass der grossen Rechtswahrertagung des Gau Halle-Merseburg gelangt
auf dem Markt unter Mitwirkung von 450 Personen aus der SA, der HJ
und den Gesangsvereinen das Frankfurter Würfelspiel zur Aufführung.
27. September
Gautagung des NS-Rechtswahrerbundes mit Reichsrechtsführer Doktor
Hans Frank. Feierstunde im Oberlandesgericht Naumburg zur Einweihung der
Adolf-Hitler-Büste. Der Bürgermeister gibt im Rathaus
einen Empfang für die Rechtswahrer. Hans Frank spricht.
28. September
Rede von Hans Frank auf dem Marktplatz von Naumburg.
1. Oktober
Der Generalstaatsanwalt am Oberlandesgericht Doktor jur. Ludwig
Becker (1871-1950) wird pensioniert. Sein Nachfolger ist Hermann Hahn.
Er wird am 4. November 1950 in der Strafvollzugsanstalt Waldheim
hingerichtet.
30. Oktober
Gustav Adolf Winter aus Großjena begeht laut Stapo-Bericht im Gefängnis
Selbstmord.
17. Dezember
Frau Herta Paul, geboren 13. August 1918, von 1938 bis 1946 Hauswirtschaftshilfe
in Bad Kösen, wird zwangssterilisiert. Sie besuchte von 1928 bis
1935 die Gehörlosenschule in Erfurt. Ihre drei Brüder waren
ebenfalls Gehörlos.
1937
Arisierung (Enteignung)
des Eigentums von Max Cohn (Kaufhaus), Marcus Hardt (Konfektionsgeschäft),
Josef Gross (Kurzwarengeschäft) und Viehhandlung Mannheimer
Wie schon 1936 leisten
die Schüler der NPEA Naumburg in der Batschka zwischen Donau und
Theiß volksdeutschen Arbeit!
Januar
Abriss des Restaurants
Knörrichs Garten [nach Robert Knörrich] an der Jakobspromenade
und Vogelwiese (vor 1880 "Sängers Garten")
1. Februar
Landesgerichtspräsident Wanke wird in sein Amt eingewiesen.
14. Februar
Das Haus der deutschen Jugend (Schützenhaus) wird der Hitlerjugend
neu renoviert übergeben.
März
Hochwasser an Unstrut und Saale
April
Arbeiten am Ehrenmal für die Kriegsgefallenen am Birkenwäldchen
zwischen Danziger Straße, Flemminger Weg und Kämpfersiedlung
(heute Richard-Lepsius-Siedlung).
5. April
Einweihung der Lehrlingsfachschule der Baugewerks-Innung (ehemaliges HJ-Heim
in der Peter-Paul-Straße)
8. April
Zwangssterilisierung der Landarbeiterin X aus Eckartsberga im Naumburger
Krankenhaus (amtlich dokumentiert, Anonymisierung durch Autor).
1. Mai
Naumburg feiert den Festtag der Nationen
29. Mai bis 30. Mai
Kreisappell der NSDAP-Kreisleitung Naumburg. Kranzniederlegung am Langemarck-Denkmal.
NSDAP-Kreisleiter droht den "Asozialen".
Mai
Bekanntgabe der Feriensonderzüge.
Das Arbeitsamt Naumburg
meldet 760 Arbeitslose.
2. Juni
Otto Wolf (FAUD) wird im Kaufhaus Cohen (Herrenstraße) verhaftet.
8. Juni
Die Deutschland-Rad-Tour passiert die Domstadt. Zwei Stürze.
31. Juli, 14 Uhr
Gustav Thate (Marienplatz 17) und Paul Girnuweit (Schulstraße 37)
werden in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert.
Richard Kanzler (Bad
Kösen) verhält sich als Kapo im Steinbruch des Konzentrationslagers
Buchenwald menschlich und umsichtig.
7. August, 12 Uhr
Walter Höhne (Jägerplatz 21) und Heinrich Hedicke (Weißenfelser
Straße 29) werden in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert.
17. - 23. August
In der Aula
des Domgymnasiums findet die Ausstellung "Blut und Rasse" des
Deutschen Hygiene-Museums statt: "Sie will rassenpolitische Aufklärungsarbeit
leisten und die Zusammenhänge zwischen Blut und Boden, Volk und Rasse,
den Besuchern vermitteln." (Friedrich Uebelhoer)
Oktober
Kunsthandwerker
Friedrich Muck-Lamberty lehnt die NSDAP ab und hilft Außenseitern.
3. Oktober
3. Naumburger
Stadt[Ruder-]regatta um 14 Uhr auf der Saale unterhalb der Schönburg.
3. November
Hubertus-Jagd für die Offiziere des Infanterie-Regiments 53 (am 7.
November für die Unteroffiziere)
13. November
Otto Wolf aus dem Spechsart wird durch den
5. Strafsenat des Berliner Kammergerichts am Sondergericht in Halle an
der Saale am 13. November 1937 zu drei Jahre und sechs Monate Zuchthaus
verurteilt. Er war Mitglied der FAUD und arbeitete mit Friedrich Götze
(Leipzig) zusammen.
1938
Arisierung (Enteignung)
des Kurzwarengeschäft von Josef Gross.
Arbeiter Rudolf Jäger
verdient im Heeresverpflegungsamt nach Abzug aller Sozialabgaben wöchentlich
40,- Reichsmark plus 70,- Reichsmark pro Monat an Kinderbeihilfe.
Übergabe der
"Lüttich-Kaserne" am Flemminger Weg (IR 53).
Januar
Die
NSDAP-Naumburg präsentiert gemeinsam mit der NSDAP-Kreisleitung im
Haus der Deutschen Jugend eine Ausstellung zur Geschichte der
Bewegung. Die Schau zeigt Knüppel, Messer, Seitengewehre, Schlagringe,
Totschläger und verschiedene Handfeuerwaffen. Alles "Mordwerkzeuge
der Gegner" (Naumburger Tageblatt). Ob der Brutalität der Kommunisten,
erstarrte der Besucher. - Real bot die Ausstellung eine enthistorisierte
Rückschau auf die Machtergreifung der NSDAP-Naumburg und ihrer
Verbündeten.
27. Januar
Eröffnung des Deutschen Volksbildungswerkes durch den Kreiswart der
NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" Victor Artes. Sein Ziel
ist die Erziehung des Menschen zum Nationalsozialismus. Dem Individualismus
stellen wir bewusst den Willen zur Gemeinschaft entgegen. (Müller,
Rektor der Hans-Schemm-Schule und Leiter des Deutschen Volksbildungswerkes)
26. Februar
Tag der bildenden Kunst in der Utastadt Naumburg. 8 Uhr abends,
Feierstunde im Dom mit Domorganist Doktor Haacke und dem Mitteldeutschen
Orchester unter Leitung von Gerhard Hünecke. Grete Vade (Halle) spricht
Uta Dichtungen von Freiwald, Lüdecke, Brockmeier und Hans Schwarz.
10. März
Fritz Zimmermann (NSDAP) wird Bürgermeisters in Bad Kösen.
26. März
Das Domkapitel für Merseburg, Naumburg und Zeitz tritt unter Vorsitz
von Generalfeldmarschall Mackensen zusammen. Es beschließt eine
Reihe von Erhaltungs- und Modernisierungsarbeiten für den Naumburger
Dom.
5. April
Eröffnung der Lehrlingsfachschule der Baugewerbe-Innung Naumburg
in der Peter-Paul-Strasse.
Lehrzeit: 3 Jahre.
10. April
Wahlen zum Reichstag
24. April
SS-Hauptsturmführer
und Oberregierungsrat Doktor Person wird zum Direktor von Schulpforta
ernannt. Der
NSV erwirbt den "Kaiserhof" in der Bahnhofstraße.
30. Juni bis 4. Juli
Auf Initiative der NSDAP wird das Kirschfest als Bänderfest
gefeiert, was bei den Naumburgern wenig Anklang findet.
1. Juli
Im Zulassungsbezirk
Naumburg gibt es 798 Personenkraftwagen, 595 Motorräder, 20 Zugmaschinen
und 7 Omnibusse.
10. Juli
Zum Tag
der deutschen Kunst in München zeigt der Festzug Zweitausend
Jahre deutsche Kultur Naumburger Stifterfiguren.
27. bis 31. Juli
Deutsches Turn- und Sportfest in Breslau. Erika Junghans von Friesen
Naumburg springt 5,68 Meter weit.
28. Juli
Wilhelm Bertling wird 70 Jahre alt. Seit 1920 engagiert er sich im Naumburger
Ruderverein von 1908 als Vorstandsmitglied. Er ist leidenschaftlicher
Wanderruderer.
14. August
Einweihung der Friesenkampfbahn, die in Gemeinschaftsarbeit des
Turnvereins Friesen mit dem IR 53 entstand.
20. bis 22. August
Jägerfest
Sonnabend: Mitgliederversammlung im Hindenburgsaal vom Ratskeller. 20
Uhr Begrüssungskommers aller Formationen in beiden Sälen des
Ratskellers. Sonntag: Kranzniederlegung am Jägerdenkmal (Bergstrasse)
durch die Kameradschaften. 11 Uhr Traditionsfeier. 12 Uhr Feldküchenessen.
20 Uhr "Grüner Abend" der einzelnen Kameradschaften in
den Standquartieren. Montag: 11 Uhr treffen im Dunkelbergsgarten.
12 Uhr Feldküchenessen. 14 Uhr Abfahrt nach Freyburg.
28. August
Martha Wolf (Naumburg) besucht ihren Mann Otto Wolf (Naumburg, Spechsart 100)
im Gefangenenlager Trebitz an der Saale.
4. September
Studiendirektor
a. D. Professor Bruno Kaiser hält als Vorsitzender der Tagung des
645 Mitglieder zählenden Bundes der alten Naumburger Domschüler
in Naumburg einen Vortrag.
8. September, 18 Uhr
Karl Paul (Mertendorfer Weg 12) und Karl Possögel (Kleine Wenzelsstraße
9) werden in das Konzentrationslager Buchenwald eingeliefert.
1. Oktober
Das Infanterieregiment 53 aus Naumburg nimmt (als Teil der 14. Infanteriedivision,
Leipzig) an der Besetzung des Sudentenlandes in Liberec (Reichenberg)
teil.
Oktober
Erika Junghans springt zum Abschlussfest im Friesenheim 6,07 Meter.
Es ist der erste Sprung einer deutschen Sportlerin über sechs Meter.
5. Oktober
Gerichtsverfahren gegen den Bürgermeister Zimmermann. Er wird wegen
Untreue im Amt und Unterschlagung als Amtsvorsteher in Almrich zu einer
Zuchthausstrafe von 2 Jahren, einer Geldstrafe und dem Verlust der bürgerlichen
Ehrenrechte verurteilt.
21. November
Oberst a. D. Kurt von Schönberg (Kreipitzsch) verstirbt.
15 Uhr: Johannes Heinemann,
Naumburg, Kleine Kirchengasse 5, wird in das Konzentrationslager
Buchenwald eingeliefert.
27. Oktober
18 Uhr: Paul Müller (Marienplatz 14) wird in das Konzentrationslager
Buchenwald eingeliefert.
November
Rekrutenvereidigung auf der Vogelwiese
9. November
Ausschreitungen gegen die Naumburger Juden. Josef Gross (Große Salzstraße
40) wird von den Nationalsozialisten schwer misshandelt.
1938 erlebten 39 101
Fremde in der Stadt 58 950 Aufenthaltstage.
1939
NPEA Schulpforta verfügt
über 27 Lehrkräfte, die 153 Jungmannen unterrichten.
17. Januar
Franz Bauer wird zum Bürgermeister von Freyburg berufen
13. März
Großkundgebung der NSDAP auf dem Marktplatz aus Anlass des 1. Jahrestages
zur Heimholung der Deutschen mit allen ihren Gliederungen. Es spricht
unter anderem Parteigenosse Langermann.
17. März
Im Hotel "Schwarzes Roß" (Gr. Wenzelsstrasse 21) findet
ein Treffen der Deutschen Zeitungsvertreter aus dem Gebiet Süd-Saale
statt.
24. April
Domprediger Merensky geht in Ruhestand.
Mai
Auf der 20. Jahresschau der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner des Kölnischen
Kunstvereins werden zwei Duxocromvergrößerungen von den Naumburger
Stifterfiguren von Walter Hege gezeigt.
Mai
Gertrud Rabestein,
geboren am 5. Dezember 1903 in Naumburg, wird in das neu errichtete KZ
Ravensbrück bei Fürstenberg versetzt.
2. Mai
Tag der offiziellen
Mitteilung an den Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter Friedrich
Uebelhoer über die Selbstauflösung des Kirschfestausschusses
unter Max Bischof (Naumburg).
21. Mai
Heinz Ostwald (Halle) wird Sieger des Großen Straßenpreises
von Naumburg und erhält ein Führerbild.
10. und 11. Juni
Kreisappell der NSDAP-Kreisleitung Naumburg mit Gauleiter Staatsrat Eggeling.
8. bis 10. Juli
Wiedersehensfeier
der Offizierskameradschaft des ehemaligen 2. Thüringer Feldartillerie-Regiments 55
aus Anlass des 40. Jahrestags. Die
Festredner bekennen sich zum Nationalsozialismus und seiner Eroberungspolitik.
Major Wiesner ernennt Adolf Hitler zum "Oberbefehlshaber aller deutschen
Herzen."
Juli
/ August
Trinkwassernot in Naumburg. Von 31 Brunnen des Wasserwerkes arbeiten
nur noch 15. Der Wasserspiegel der Saale ist tief abgesunken und die Pumpen
ziehen Luft. In der Horst-Wessel-Siedlung kommt kein Trinkwasser an. Im
Gaswerk fehlte zeitweise das Kühlwasser und die Strassenbahn musste
wegen Wassermangel den Betrieb einstellen. Mit dem persönlichen Einsatz
von Direktor der Naumburger Stadtwerke Diplom-Ingenieur Edgar von Frankenberg
und Ludwigsdorff ist man unzufrieden. Auf ein Telegramm hin, dass die
Stadt ohne Wasser ist, lässt er zwei Nächte und einen Tag vergehen,
eh er sich auf seiner Dienststelle meldet. Oberbürgermeister Friedrich
Uebelhoer ist auswärts (im Urlaub oder auf Dienstreise?) unterwegs.
Baurat Paul Schröter gelingt es, ihn am 31. Juli 1939 telefonisch
zu informieren. Umgehend eilt er nach Naumburg und veranlasst erste operative
Massnahmen. Das Trinkwasser muss stark rationiert werden. Der Direktor
der Naumburger Stadtwerke sagt dem Oberbürgermeister eine 24-Stunden-Förderung
von 4 350 Liter zu. Zwar steigt die kurzfristig (Montag, Dienstag,
Mittwoch) auf zwischen 3 700 und 4 900 Liter pro Tag an,
um dann aber wieder auf ganze 2800 Liter abzusinken. Bei der Ursachensuche
stellt sich heraus: "
dass die nötigen Unterlagen, die
ein technischer Mann brauche, um festzustellen, was eigentlich los sei,
im Wasserwerk gar nicht vorhanden waren." "Weiter sei nicht
einzusehen was für Filter und Saugrohre vorhanden seien und bis zu
welcher Tiefe die Saugrohre gehen. Alles in allem ein unmöglicher
Zustand." Der hinzugezogene Sachverständige von der Grünberg
AG urteilt, dass "die ganze Anlage des Wasserwerks nicht zweckentsprechend
sei.
. Wo man hingesehen habe, sei Bruch auf der ganzen Linie gewesen."
"Das Sitzen über den unzureichenden Plänen und das mühsame
Zusammensuchen der Einzelheiten durch Befragen der Leute habe dann den
Sachverständigen zu der Äusserung dem Oberbürgermeister
gegenüber veranlasst, dass das, was er hier in Naumburg gesehen habe,
für eine Stadt wie Naumburg beschämend sei
."
10. August
Wiedereröffnung des Reichskronen-Theaters mit einer Hetzrede von
Friedrich Uebelhoer.
14. August
Unterführerlager der HJ-Mittelland auf der Adolf-Hitler-Höhe
bei Schulpforte
18. August
Ausgabe Gasmaske VM 37 an die Naumburger
1. September
Ausgabe der Lebensmittelmarken in der Seilergasse. Verdunkelung der Häuser
wird angeordnet.
11. Oktober
SS-Obersturmbannführer Friedrich Uebelhoer wird kommissarischer Regierungspräsident
von Kalisch. Er begeht schwerste Verbrechen gegen
die Menschlichkeit.
Oktober
HJ erfüllt
seine Pflicht an der "inneren Front". Industrieeinsatz gehört
zum Erziehungsplan der Napola. Die Jungmannen arbeiten 8 Wochen im Braunkohlewerk
Golpa-Zschornewitz. Andere sind in Spielberg bei Hassenhausen zur Kartoffelernte.
November
Einführung von Oberamtsrichter Neudert am Amtsgericht Naumburg
1. oder 2. Dezember
Gustav Wolf wird erschossen. Vorausgegangen war am 25. Oktober 1939
in Naumburg ein Prozess wegen Straßenraub mit Körperverletzung
und versuchter Notzucht (Sittlichkeitsverbrechen) an einem Mädchen
mit der Verurteilung zu zehn Jahren Zuchthaus.
4. Dezember
Unangemeldete
Kontrolle durch die Stadtverwaltung im Schlachthof (Roßbacher Str.
31)
7. Dezember
Bürgermeister Karl Roloff war im März 1939 verstorben. Stadtassessor
Werner Schröder tritt seine Nachfolge an. Die Amtseinführung
nimmt der dienstälteste Beigeordnete, Stadtbaurat Schröter,
vor. Martin Schmidt, Kreisgeschäftsführer der NSDAP-Kreisleitung
Naumburg, überbringt die Glückwünsche der NSDAP.
10. Dezember
Friedrich Uebelhoer erlässt als Regierungspräsident ein Rundschreiben
zur Bildung des Gettos in Lódz.
1940
August Butkust, Moritzstraße
56, verdient als Landarbeiter 20 Reichsmark in der Woche plus Naturalien.
Aber er erhält seinen Lohn nicht regelmäßig.
Januar
Emund Bräuning
aus Naumburg wird Adjutant des KZ-Kommandanten in Neuengamme.
11. Januar
SA-Obergruppenführer und Oberpräsident Ulrich besucht zusammen
mit Regierungspräsident Robert Sommer, Bürgermeister Schröter
und NSDAP-Kreisgeschäftsführer Martin Schmidt die verschiedenen
staatlichen Dienststellen.
12. Januar
Um die Mütter von der Kinderversorgung während der beruflichen
Arbeit zu entlasten und in kriegswichtige Arbeiten einzugliedern zu können,
schafft der NSV auf der alten Befestigungsanlage einen Kindergarten, der
heute eingeweiht wird.
März
Als Mitglieder des Erbgesundheitsgerichts Naumburg sind tätig: Medizinalrat
Doktor Scheibe (Zeitz), Medizinalrat Doktor Mennicke (Querfurt) und Doktor
Reinhardt (Weißenfels).
11. März
Oberst Tetens spricht zum Heldengedenktag auf der Vogelwiese. Kernaussage:
"Das Opfer, das von so vielen deutschen Männern für ihr
Vaterland gebracht wurde, lässt uns wissen, das der Sinn für
das heldische in unserem Volke noch lebt."
7. März
Friedrich Uebelhoer ist Regierungspräsident von Kalisch, ab 1940
dann in Litzmannstadt (Lódz), wohnhaft Gartenstraße 15.
18. April
Naumburgs NSDAP-Kreisleiter und Oberbürgermeister Friedrich Uebelhoer
hat längst seine neuen Aufgaben im Warthegau übernommen. Seine
Funktion beim NSV musste neu besetzt werden. NSDAP-Gauleiter Eggeling
beruft Parteigenossen Lamminger zum kommissarischen Leiter des Gauamtes
Halle-Merseburg für Volkswohlfahrt (Bahnhofstraße 44).
Mai
Unter dem Druck von personellen Zwängen stellt die Stadt erste Straßenbahn-Schaffnerinnen
ein.
4. Mai
(Reichs-) Tagung des Sozialen Amtes des Reichsjugendführers der Hitler-Jugend
im Haus der Jugend
27. Mai
Otto Lehmann wird NSDAP-Kreisleiter Naumburg und Beauftragter der NSDAP
für den Stadt- und Landkreis.
1. Juni
Generalfeldmarschall Mackensen besichtigt den Fortgang der Bauarbeiten
im Dom.
Mitte Juni
Eröffnung der Sonnenwendkampfspiele auf dem festlich geschmückten
Naumburger Markt durch SS-Obergruppenführer August Heissmeyer. Zugegen
auch der Standortälteste
der Wehrmacht Oberstleutnant Tetens und Bürgermeister der Stadt.
29. Juni
Reichstagung der Lebensmittelchemiker in Naumburg.
16. Juli
Staatsanwalt Doktor Becker beschuldigt in seiner Anklage Robert Beck,
geboren am 18. März 1876 in Kahlwinkel bei Eckartsberga, am 7. September
1939 und 2. Januar 1940 des Abhörens ausländischer Feindsender
und damit des Rundfunkverbrechens. Die Richter unter Vorsitz von
Landgerichtsdirektor Wernicke mit den Beisitzern Landgerichtsrat Doktor
Keim und Landgerichtsrat Doktor Müller erkennen gemäß
Paragraph 2 der Verordnung über außerordentliche Rundfunkmaßnahmen
auf 9 Monate Gefängnis. Außerdem ordnet das Sondergericht Halle
die Beschlagnahme des Lorenz Tonmeister W Nr. 153 937
an. Per Order vom 20. August lässt der Oberstaatsanwalt des Sondergerichts
Halle noch die Antenne demontieren.
17. Juli
Der NSDAP-Gauleiter besucht die Gräber von Fischer und Kern in Saaleck.
20. August
Gauleiter und Staatsrat Joachim Albrecht Eggeling spricht im überfüllten
Reichskronensaal zum Thema: Zwischen den Schlachten und die
Vernichtung der englischen Plutokratie.
September
Doktor Schmidt,
Unterrichtsleiter von Schulpforta, wird zur Leitung Neugegründeter
NPEA (Baden und Elsass) abberufen.
November
Bruno Radwitz aus Jena wird Oberbürgermeister der Stadt Naumburg.
Einer Inspektion des
Regierungsbezirkes fällt auf, dass es Stadtbaurat Schröter "an
der unerlässlichen Urteilskraft über Fragen der Baugestaltung
in erheblichem Umfange zu fehlen scheint".
Stadtbücherei
zieht in die Salztorhäuser.
1941
Die Stadt entnimmt
das erste Mal Ferngas aus dem Netz der Ferngasversorgung Provinz Sachsen-Thüringen
A. G.
15. Januar
Offizielle Einführung von Bruno Radwitz als Oberbürgermeister
im Rathaus von Naumburg durch Regierungspräsident Robert Sommer.
31. März
Das Reichskronen-Filmtheater-Schwanen zeigt den Film "Der
ewige Jude".
14. April
Verhaftung von Peter Hollaender (geboren am 3. August 1919 in Naumburg)
im Häuschen seiner Mutter am Saalberge in Bad Kösen. Er ist
der älteste Sohn des hoch angesehenen Rechtsanwalt Doktor Otto Hollaender,
der bereits 1933 vor den Nationalsozialisten aus Naumburg fliehen musste.
Peter wird am 3. April 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet.
20. April
Die Psychiatriepatientin Selma Albrecht aus Naumburg stirbt in der thüringischen
Landesanstalt Stadtroda an einer durch das medizinische Personal willentlich
herbeigeführten Vergiftung.
22. Juni
Die Wehrmacht überfällt die Sowjetunion.
28. Juni
Gautagung der Rundfunkführung der NSDAP.
November
Der Anstaltsleiter von Schulpforta Doktor Person kehrt nach 14-monatigem
Kampfeinsatz aus Polen und Frankreich zurück.
Edmund Bräuning
(Naumburg) arbeitet unter Rudolf Höss in Auschwitz.
1942
28. Januar
Meldung an die Kreispolizeibehörde: Zwangsarbeiter Jan Decoster aus
Belgien, geboren 6. April 1907 in Crainheim, katholisch, tätig im
Bahnoberbau Deutsche Reichsbahn, Bahnmeisterei Naumburg / Saale,
flieht mit dem Fahrrad.
Februar
Drastische Versorgungsschwierigkeiten im Krankenhaus Naumburg
23. Februar
Landgerichtsdirektor
Weins verurteilt mit seinen Beisitzern Landgerichtsdirektor Keim und Landgerichtsdirektor
Egidy, den kaufmännischen Angestellten Heinz Reinhold (geboren am
20. Januar 1913) aus der Jakobsstraße 10, wegen fortgesetzten Vergehens
gegen Paragraph 2 Heimtückegesetz zu einem Jahr und drei Monaten
Gefängnis.
4. April
Bürstenmachermeister
Kurt Steinbrück aus dem Steinweg, geboren am 30. Oktober 1898 in
Naumburg a. S., wird zum Dienst in die Wehrmacht befohlen. Am
24. September 1948 kehrt er aus russischer Kriegsfangenschaft
zurück.
11. April
Ausgabe der 4. Reichs-Kleiderkarte.
9. April
"Der Zünder", Franz Neubert, Schriftsetzer, früherer
Fraktionsvorsitzender KPD im Stadtparlament von Naumburg, stirbt.
14. Juli
Wochenspruch der NSDAP: "Unser Krieg ist ein totaler."
17. Juli
Das Sondergericht Halle tagt mit den Vorsitzenden Landgerichtsdirektor
Wernicke, den Beisitzern Landgerichtsrat Morsbach und Landgerichtsrat
Schulze sowie dem Beamten der Staatsanwaltschaft Doktor Rothe zu den Schwarzschlachtern
Otto K. und Rudolf M. aus Naumburg. Gegen die Angeklagten ergeht wegen
gemeinschaftlichen Vergehens gegen die Kriegswirtschaftsverordnung, Paragraph
1, je eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten und 30 Reichsmark Geldstrafe.
27. Juli
Wassersporttage in Grochlitz
20. August
Warnung vor Felddiebstählen mit Androhung strenger Strafen.
Bürgermeister
Werner Schröder, geboren am 5. Oktober 1904, fällt an der Ostfront.
Unter Naumburgs Männern
grassiert der Heldentod.
8. Dezember
Prozess gegen
den Arbeiter Wilhelm Kayser (Am Ostbahnhof 2) vor dem Sondergericht in
Halle. Verurteilung gemäß Heimtückgesetz zu einem Jahr
und sechs Monate Gefängnis.
1943
17. Februar
Artur Samter in Auschwitz ermordet
23. Februar
Das Sondergericht Halle verurteilt den kaufmännischen Angestellten
Heinz Reinhold, geboren am 20. Januar 1913, aus der Jakobsstraße
10, wegen Vergehens gegen Paragraph 2 des Heimtückegesetz
zu einem Jahr und drei Monate Gefängnis. Im Mai 1944 arbeitet er
wieder in der Firma Dipl. Ing. Willy Jeschke Bauunternehmung, Eisenbeton,
Hoch- und Tiefbau in Naumburg.
16. März
Rosemarie Böttger vom Marienplatz 3 wird das erste Mal denunziert.
Sie wird vom Sondergericht Halle wegen freundlichen Umgang mit Kriegsgefangenen
nach § 4
der Wehrkraftschutz-VO zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt.
22. März
Feierliche Aufnahme des 4. Zuges der Napola Schulpforte in die HJ im "Reichskronensaal"
von Naumburg.
13. Mai
Das Sondergericht I in Halle (Saale) erkennt unter Vorsitz von Landgerichtsrat
Morsbach mit den Beisitzern Landgerichtsrat Schulze und Amtsgerichtsrat
Fickel am 16. Juni 1943 für Recht: Die Angeklagte Rosemarie Böttger
wird wegen Verbrechens nach Paragraph 4 der Wehrkraftschutz-VO zu zwei
Jahren Zuchthaus und zwei Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
sowie zur Übernahme der Kosten des Verfahrens verurteilt.
Hans von Egidy hatte als Vertreter der Anklagebehörde beim Sondergericht
(Halle) Landgerichtsrat in der Anklageschrift vom 13. Mai 1943 fünf
Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte
gefordert.
Juli
Edmund Bräuning aus Naumburg wird Lagerführer im Frauen-KZ Ravensbrück.
4. August
Franz Melchrick aus dem Spechsart 72, geboren am 28. September 1895
in Jerischke (Verwaltungsbezirk Sorau), verurteilt das Sondergericht Halle
(Saale) am 4. August 1943 wegen böswilliger, gehässiger
und von niederer Gesinnung zeugenden Äußerungen über den
Führer und den deutschen Nachrichtendienst zu neun Monaten Gefängnis.
Die Verhandlung führte Oberlandesgerichtsrat Doktor Kappen mit den
Beisitzern Doktor Keim und Amtsgerichtsrat Doktor Fickel. Die Strafe erging
auf Grundlage Heimtückegesetz § 2. - Er
wird am 29. Februar 1944 aus dem Strafgefängnis Erfurt entlassen.
13. September
Kreistagung
des Rassenpolitischen Amtes in Naumburg
8. Oktober
Todesdatum von Otto Wolf
1. Dezember
Ein Fronturlauberschnellzug fährt im Naumburger Hauptbahnhof
auf einen anderen haltenden Fronturlauberschnellzug, 39 Tote und
über 100
Schwerverletzte
15. Dezember
Verhaftung von Bankdirektor in Ruhe Richard Hertel (Pforta Straße
23) wegen "böswilliger, gehässiger und ketzerischer Äußerungen".
Verurteilung erfolgt vom Sondergericht Halle.
28. Dezember
Das Sondergericht Halle befasst sich mit dem Fall Ebert. Landgerichtsrat
von Egidy vertritt die Staatsanwaltschaft. Zugegen ist Rechtsanwalt Flachsbarth
aus Naumburg. Vorsitzender Landgerichtsdirektor Wernicke, sekundiert von
seinen Beisitzern Landgerichtsrat Schulze und Landgerichtsrat Doktor Fickel,
verurteilt Karl Ebert aus der Kanonierstraße (heute Rosa-Luxemburg-Straße 37)
wegen Verstoßes gegen Paragraph 2 des Heimtückegesetzes vom
20. Dezember 1934 zu neun Monaten Freiheitsentzug.
1944
4. Februar
Ursula Mielke, die Tochter von Pfarrer Albert Mielke, legt das Abitur
am Luisen-Oberlyzeum ab.
1. April
Die preußische
Provinz Sachsen wird aufgelöst.
16. Mai
Heute tagt unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Wernicke, mit den Beisitzern
Landgerichtsrat Morsbach und Landgerichtsrat Schulze, das Sondergericht
Halle. Staatsanwalt Doktor Rowoldt legt die Anklageschrift vor. Als Verteidiger
nennen die Gerichtsakten Rechtsanwalt Doktor Gerhard Schulz (Große
Ulrich Straße 11, Halle an der Saale). Das Sondergericht verurteilt
Richard Hertel aus der Pforta Straße 23 (heute Weimarer Straße)
wegen Vergehens nach Paragraph 2 Heimtückegesetz auf ein Jahr und
sechs Monate Gefängnis.
12. Mai
Luftangriff der US Army Air Forces und Royal Air Force auf die Leuna-
und Hydriewerke im Grossraum Merseburg. Die Hälfte der Benzinproduktion
wird zerstört. Bis 4. April 1945 folgen weitere 21 Luftangriffe.
12. Juni
General Walter Model (1891- 21.4.1945) bedankt sich in einem Brief für
die "schöne Photographie" bei Studiendirektor Professor
Steche vom Domgymnasium Naumburg.
13. Juni
Gegen Frau Helene Fuhrmann, geboren am 20. November 1889 in Siegersleben
bei Neuhaldensleben, ergeht mit dem 19. April 1944 von der Ortspolizeibehörde
(OPB) Naumburg wegen "Fortgesetzten Betrugs in Tateinheit des Verstoßes
gegen die Kriegswirtschaftsbestimmungen" ein Haftbefehl, "weil
sie eine hohe Strafe zu erwarten hat und daher Fluchtgefahr begründet"
ist, schreibt Kriminalsekretär Seifarth von der OPB. Deshalb wird
der "Volksschädling" noch am selben Tag um 11.15 Uhr in
das Polizeigefängnis Naumburg eingeliefert. Am 9. Juni kommt sie
in U-Haft in den "Roten Ochsen" nach Halle. Am 21. Mai 1944
autorisiert Hans von Egidy die Anklageschrift und erkennt auf einen schweren
Fall von Betrug im Sinne Paragraph 263, Absatz 4, Strafgesetzbuch. - Frau
F. hatte Butter mit einem Untergewicht von 5 bis 8 Gramm verkauft. - Die
I. Kammer des Sondergerichts Halle verurteilt am 13. Juni 1944 Frau Helene F.
aus der Großen Marienstraße 20 zu sechs Monate Gefängnis
wegen Verbrechens gegen Paragraph 4 VVO. - Am 18. Oktober wird sie aus
dem Frauengefängnis in Heiligenstadt entlassen.
1. Juli
Auflösung
der Provinz Sachsen. Bildung der Provinz Halle-Merseburg, vorher Regierungsbezirk
Merseburg.
27. Juli
Lynchmorde an drei amerikanischen Piloten, deren Maschinen zwischen Punschrau
und Hassenhausen abstürzten.
18. August
Verhaftung von Oppositionellen in Naumburg
16. August
Bombardierung des Heereszeugamtes und der Burgstraße. Tote!
25. August
Adi (Adolf Scholze) schmuggelt als Häftling aus den Gustloffwerken
eine Drehbank heraus. Er bringt sie an der Kontrolle zum Haupteingang
des Konzentrationslagers Buchenwald am stellvertretenden Lagerleiter Max
Schobert vorbei zum Block 11. Auf dieser Drehbank fertigen die
Häftlinge Rohlinge für Handgranaten. Adi lebt nach 1945
in Naumburg und ist Vorsitzender des FDGB-Kreisvorstandes.
16. Oktober
Richard Locker kommt beim Einsatz in der Strafdivision 999 ums Leben.
23. Oktober
Aufstellung des Volkssturms
23. August
Max Bach (KPD) aus Bad Kösen wird denunziert, verhaftet und später
im KZ Mauthausen ermordet.
4. Dezember
Über Fritz B., geboren am 6. November 1899 in Großenhain in
Sachsen, verhängt das Sondergericht Halle wegen Verbrechens gemäß
Paragraph 4 der Volksschädlingsverordnung und des Strafgesetzbuches
Paragraph 242, 246, 133 und 74 [Paketdiebstahl], eine Strafe von drei
Jahren und sechs Monaten Zuchthaus. Das Urteil spricht Landgerichtsdirektor
Wernicke mit seinen Beisitzern Landgerichtsrat Morsbach und Landgerichtsrat
Schulze. Der
3. Strafsenat am Reichsgericht in Leipzig kassiert das Urteil und
unterzieht es der Revision. In seiner Verhandlung am 4. Dezember 1944
erkennt es unter Vorsitz des Präsidenten des Reichsgerichts Doktor
Erwin Bumke (Beisitzer Regierungsrat Doktor Hartung, Regierungsrat
Kamecke und Regierungsrat Paul Schaeffer II) auf fünf Jahre Zuchthaus
gemäß Verbrechen im Sinne der Volksschädlingsverordnung.
Doch Fritz B.
bekommt das Lebensglück wieder zu fassen und findet Tritt: Schon
am 12. April 1945 erfolgt seine (reguläre ?) Entlassung
aus dem Zuchthaus Halle ("Roter Ochse"). Beim Kohlehändler
Heinrich Eickmann in der Großen Marienstraße 15 arbeitet er
dann für einen Wochenlohn von 30,30 Mark Brutto. Sein Chef ist mit
ihm zufrieden und kann nichts Nachteiliges über ihn sagen.
Dezember
Die Presse publiziert Visionen zum sozialen Wohnungsbau nach dem Kriegsende.
1945
Januar
Edmund Bräuning
(Naumburg) übernimmt das Nebenlager Ohrdruf vom Konzentrationslager
Buchenwald. Er ist für die Ermordung von tausenden Häftlingen
verantwortlich.
18. Februar
Das "Naumburger Tageblatt" erklärt den Bürgern, dass
die Menschen zeitweise ohne Ofen leben können.
24. Februar
Staatsanwalt Doktor Rowoldt beschuldigt Paul Herrmann des Verbrechens
am Gesetz gegen den Verrat der deutschen Volkswirtschaft §§
8, 14, Ziffer 1,3,46,48 und 69 und Devisengesetz vom 12. Dezember 1938
sowie §§ 267, 73, 74 und § 4 StGB. Das Sondergericht Halle
verurteilt unter Vorsitz von Landgerichtsdirektor Wernicke mit den Beisitzern
Landgerichtsrat Morsbach und Landgerichtsrat Schulze den Angeklagten zu
dreieinhalb Jahre Zuchthaus und 70 000 Reichsmark Geldstrafe sowie zum
Entzug der Ehrenrechte auf vier Jahre. Rechtsanwalt Paul Herrmann aus
der Schönburger Straße 5 hatte Auslandskonten angelegt.
April
Ostersonntag Panzersperren bei Schulpforte und an der Schweinsbrücke
9. April
Bombenangriff auf Naumburg
11. April
Bombenangriff
auf Naumburg
Rettung der Brücke
in Bad Kösen.
Jungmannen aus der
NPEA Naumburg und Schulpforta kämpfen für den Endsieg (Kleinheringen,
Rossbach, Haarnadelkurve Ausgang Bad Kösen, Droyßig bei Zeitz,
im Buchenwäldchen an der Straße von Naumburg nach Jena, an
der Windlücke zwischen Schulpforta und Bad Kösen).
"Von [Generalmajor]
Scholz und [Generalmajor] Scotti ergehen mit großer Wahrscheinlichkeit
... die Befehle für die Sprengung der Saalebrücke bei Roßbach,
der Unstrutbrücke zwischen Kleinjena - Großjena und der Saalebrücke
der Bahnstrecke Naumburg-Weissenfels in der Nacht vom 11./12. April." (Jürgen
Möller 2007, Seite 88 - Quelle auf der Website ....befreiung.htm.)
12. April
Befreiung Naumburgs vom Faschismus durch das V. US-Korps der 1 st US Army.
Oberbürgermeister
Bruno Radwitz (NSDAP) übergibt die Stadt kampflos.
Noch am 11. April
sinnt Oberst von Bierbrauer zu Brennstein darüber nach wie die Stadt
zu verteidigen ist. In den Lazaretten von Naumburg liegen 8 000 Verwundete.
Sie und die 50 0000 Einwohner kann man doch nicht ohne Nutzen opfern,
gibt ihm Oberbürgermeister Radwitz während ein Unterredung zu
bedenken. Der Kampfkommandant von Naumburg tut dies mit den Worten
ab:
"Darauf
kann keine Rücksicht genommen werden."
"Aber zur gleichen
Stunde hat dieser Edle von Brennstein Frau und Tochter mit Sack und Pack
in zwei Dienstautos (!) aus Naumburg heraus nach Grimma bringen lassen."
(Paul Sattelmacher)
Das Naumburger Stadtgebiet
wird aber, wie das benachbarte Freyburg, nicht verteidigt. Es gibt - außer
dem Gefecht in Almrich - keinen militärisch organisierten Widerstand
gegen die Amerikaner.
US-Kriegsgefangenenlager
bis etwa 23. Juni auf dem Gelände des Heeresverpflegungsamtes und
des Artillerieregiments 14 (Schönburger Straße).
13. April
Flugblatt der US-Armee. General Dwight D. Eisenhower, Oberster Befehlshaber
der Alliierten Streitkräfte, wendet sich an die Naumburger mit den
Worten:
"Wir werden
den Nationalsozialismus und den deutschen Militarismus vernichten."
April / Mai
Bezeugte Vernichtungsaktion von Dokumenten und Akten der NSDAP-Kreisleitung
Naumburg.
Einstellung des Postverkehrs.
15. April
40 Soldaten
der US-Army besetzen Schulpforte. Die schule wird für Zivilisten
gesperrt. Eine Sondereinheit durchsucht die NAPEA und interniert das Lehrerpersonal.
4. Mai
Räumung des Oberlandesgerichts durch US-Truppen.
10. Mai
Oberbürgermeister Bruno Radwitz (NSDAP) wird seines Amtes enthoben.
15. Mai
Verhaftung von Landgerichtspräsident Wanke [Landgericht Naumburg,
Kaiser-Wilhelm-Platz 1, heute Kramerplatz 1], Oberlandesgerichtsrat
Beyer und Oberlandesgerichtsrat Siebert. Am nächsten Tag erfolgt
der Abtransport auf einem LKW der Besatzungsmacht im Pulk von insgesamt
61 Herren. Darunter Oberstudienrat Professor Doktor Steche vom Domgymnasium.
(Nach Aufzeichnungen
des Oberlandesgerichtspräsidenten Paul Sattelmacher)
22. Mai
"In der Nacht schweres Gewitter mit starken Regengüssen. Empfindliche
Kühle. Seid gestern sind Wanke, Beyer und Siebert wieder in Naumburg.
Aber nicht zu Hause sondern auf den Höfen des Heereszeugamtes. [Gemeint
ist das amerikanische Kriegsgefangenenlager in der Schönburger Straße.]
Unterkunft fehlt. Aufenthalt im Freien bei dem Wetter und bei Leuten,
die ganz sommerlich gekleidet sind und denen man vor ihrer Festnahme das
Mitnehmen eines Mantels verweigert hatte. Das gleiche Schicksal teilen
an der gleichen Stelle 35.000 deutsche Kriegsgefangene." (Aufzeichnungen
des Oberlandesgerichtspräsidenten Paul Sattelmacher)
30. Mai
Einsetzung von Oswald Schaffernicht als Oberbürgermeister und Stadtkämmerer
sowie von Paul Sauerbrey als Stellvertretenden Bürgermeister.
"Frühere
Mitglieder der NSDAP werden von der Militärregierung nicht berücksichtigt",
lässt der Oberbürgermeister am 4. Juni öffentlich verlauten.
Städtische Kirschanlagen
stehen unter dem Schutz der US-Armee.
23. Juni
Räumung
des US-Kriegsgefangenenlagers (Schönburger Straße)
Juni
Bürgerabordnung aus Naumburg besucht das KZ Buchenwald
3. Juli
Einzug der Roten Armee, Stadtkommandant Oberstleutnant Jeremin
6. Juli
Der sowjetische Stadtkommandant ordnet die Abgabe aller Waffen an! Der
Aufenthalt auf der Straße ist von 6 bis 11 Uhr abends erlaubt.
7. Juli
Gründung des FDGB, Geschäftsführer Walter Höhne
12. Juli
Politische Neuordnung in der russischen Besatzungszone
17. Juli
Mitgliederversammlung der KPD in der "Reichskrone"
13. August
Präsident des Landes Sachsen-Anhalt verfügt Beschlagnahme aller
Nazi-Wohnungen
28. August
Der Präsident des Oberlandesgerichts Paul Sattelmacher wird in Naumburg
verhaftet.
September
Seuchenbekämpfung, Bekanntgabe öffentlicher Impfungen
1. September
Entnazifizierung der Stadtverwaltung
3. bis 4. September
Kulturtage der Stadt Naumburg
In Vorbereitung der
Kulturtage ließ die Kramerinnung mit Genehmigung der Oberpostdirektion
Halle einen Briefmarken-Sonderstempel herstellen.
9. September
Feierstunde im Saal der "Reichskrone" für die Opfer der
Konzentrationslager und Zuchthäuser
22. September
Einrichtung der Betreuungsstelle für die Opfer des Faschismus
25. September
Bodenverteilungsplan liegt im Rathaus aus
27. September
Erfassung der Auto- und Fahrradbereifung
1. Oktober
Feierliche Wiedereröffnung der Schulen in Naumburg
6. Oktober
Vereidigung von Oberbürgermeister Oswald Schaffernicht
Gottfried Rublack
Vorsitzender der SPD in Naumburg
10. Oktober
Herausgabe der ersten Briefmarke durch die Ortspostdienststelle Halle
mit der Kennung Provinz Sachsen
19. Oktober
Stuttgarter Schuldbekenntnis der Evangelischen Kirchen an den Verbrechen
des Nationalsozialismus.
3. November
Verkauf von Material aus dem Heereszeugamt
9. November
Die Lehrerkonferenz des Domgymnasiums beschliesst, die Unterrichtsfächer
Religion und Geschichte vorläufig nicht mehr zu unterrichten.
20. November
Abgabe von Eiern, Salz und Magermilch auf Karten
16. November
Pockenschutzimpfung
28. November
Laut Befehl Nr. 66 der SMAD wird Nesterow Grigoriy Romanowitsch Stadtkommandant
von Naumburg
8. Dezember
Aufruf vom Präsidenten der Provinz Sachsen zur Meldung als Volksschullehrer
18. Dezember
Aufhebung der Ausgehbeschränkung
1947
Dezember
Gertrud Rabestein,
wohnhaft Naumburg (Saale), Neuengüter 34, muss beim Kriminalamt Halle
(Saale), Aussenstelle Naumburg, vorsprechen. Am 31. August 1948 wird die
ehemalige KZ-Aufseherin von einem deutschen Gericht wegen Verbrechen gegen
die Menschlichkeit im Sinne des Kontrollratsgesetzes 10 Artikel II
1 c zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
Siehe
auch:
Zur
Geschichte
der Erwerbslosigkeit, Arbeitslosenversorgung und -vermittlung
|